Damit sich Frauen eine eigene Existenz in ihrer Heimat aufbauen
können, verhilft ihnen die Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz
Böhms Äthiopienhilfe zur Aufnahme von Mikrokrediten. In Schulungen
erhalten die Frauen Grundkenntnisse in Buchhaltung und bei der
Erstellung eines Businessplans. Bis heute hat Menschen für Menschen
dafür gesorgt, dass über 26.000 Frauen in Äthiopien einen Mikrokredit
erhalten haben und sich selbständig machen konnten. Über 5.000 Frauen
haben an handwerklichen Ausbildungskursen etwa in Töpfern, Schneidern
oder Weben teilgenommen.
Die Schlosserin Melkam Merchaw
Melkam Merchaw aus Mekane Selam ist eine von ihnen. Gemeinsam mit
ihrem Ehemann hat sie eine Schlosserei gegründet. An diesem Vormittag
lässt Melkam Merchaw vor ihrer Werkstatt die Funken fliegen. Eine
junge Frau in rußschwarzer Arbeitskleidung, das karierte Tuch wie ein
Turban um den Kopf gewickelt, schwarze Sonnenbrille im Gesicht, in
den Händen ein knisterndes Schweißgerät. Sowas sieht man nicht alle
Tage, zumal nicht im ländlichen Äthiopien. „Es gibt Leute, die finden
es nicht gut, dass eine Frau diese Arbeit tut“, sagt sie. „Ich
glaube, sie sind nur neidisch, weil ich eine eigene Werkstatt habe.“
Schweißnähte ziehen – und ganz nebenbei am Frauenbild Äthiopiens
schmieden: Seit Melkam Merchaw gemeinsam mit ihrem Mann Welde Gebreal
eine Schlosserwerkstatt am Rand der Kleinstadt Mekane Selam, rund 400
Kilometer nördlich von Addis Abeba, gegründet hat, ist sie nicht nur
Handwerkerin, sondern auch Symbol für einen neuen, selbstbewussten
Typ Frau in Äthiopien. „Meine eigene Mutter ist der Meinung, dass
Frauen lieber auf dem Hof oder im Haus arbeiten sollten“, sagt sie.
„Ich kann das nicht verstehen. Ich will unabhängig sein – und diese
Arbeit macht das möglich.“
Mit dem Mut der Hoffnungslosen
Die Geschichte von Melkam beginnt so, wie viele Geschichten junger
Äthiopierinnen beginnen. Nach der Schule hatte sie keine Chance,
einen Beruf zu lernen oder zu studieren. „Ich war das dritte von acht
Kindern“, sagt Melkam. „Eine Ausbildung konnten sich meine Eltern
nicht leisten.“ Um etwas Geld zu verdienen, arbeitete sie in einem
Café. Hier traf sie Welde. Die beiden verstanden sich gut und wurden
nach einigen Monaten ein Paar.
Doch das Geld, das sie verdienten, reichte nicht für ein eigenes
Zuhause. „Also versuchten wir unser Glück in Addis Abeba“, erzählt
Melkam. Sie fanden Arbeit im Straßenbau – für umgerechnet 13 Euro am
Tag. „Für ein kleines Zimmer reichte das, aber es war nicht genug, um
sich etwas aufzubauen.“
Eines Tages erhielten sie einen Tipp von einem Freund: Eine Firma
bot Trainings für Schweißer an. „Erst guckten die Leute komisch, als
eine Frau vor ihnen stand“, sagt Melkam. „Aber als sie sahen, dass
ich arbeiten kann, durfte ich das Training beginnen.“
Perspektive in der Heimat
Nach dem Training arbeiteten die beiden für den Betrieb. „Die
Arbeit machte uns Spaß, doch die Bezahlung war schlecht“, sagt
Melkam. Zudem waren sie beide weit weg von ihren Familien, die im
Norden des Landes lebten. Sie beschlossen, die Hauptstadt wieder zu
verlassen – und zurück in den Norden zu gehen, in die Nähe ihrer
Familien. „Mekane Selam schien uns eine gute Wahl“, sagt Melkam. „Die
Stadt wächst, also entstehen hier sicher auch Jobs, dachten wir.“
Auf der Suche nach Arbeit erfuhren sie, dass Menschen für Menschen
in Mekane Selam in der Projektregion Borena arbeitet und Kleinkredite
ermöglicht. „Wir baten um einen Termin und trugen unsere Idee, eine
Schlosserei zu gründen, vor. „Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Stiftung erstellten sie einen Businessplan und wenig
später hielten sie ihren ersten Kleinkredit in der Hand: 6.000 Birr,
umgerechnet rund 180 Euro, ihr Startkapital. Sie mieteten sich eine
Wellblechhütte am Stadtrand, kauften Gerätschaften und nahmen ihre
ersten Aufträge an.
Erfolg dank harter Arbeit
Schnell stellte sich heraus, dass der erste Transformator zu
schwach war. „Wir brauchten einen größeren“, sagt Melkam. Von einem
weiteren Kredit, diesmal über 10.000 Birr, umgerechnet rund 300 Euro,
kauften sie ein größeres Gerät. Eine bessere Ausstattung machte
größere Aufträge möglich – und so konnten sie beide Kredite schnell
wieder zurückzahlen. Heute sind Melkam und Welde gefragte Schlosser
in Mekane Selam. Sie konstruieren Stahlgerüste für den Hausbau oder
reparieren reihenweise Schulbänke.
Die 26.717 Frauen, denen Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe bis heute
Mikrokredite ermöglicht hat, entwickeln unterschiedliche
Geschäftsideen. Viele von ihnen eröffnen mit dem Startkapital ein
Restaurant, ein Café oder einen Friseursalon oder entscheiden sich,
in die Tierzucht einzusteigen.
Über Menschen für Menschen
Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 36 Jahren
nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen
integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für
Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen
Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Den
Grundstein für Menschen für Menschen legte am 16. Mai 1981 der
damalige Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) mit seiner
legendären Wette in der Sendung „Wetten, dass..?“. Die Stiftung trägt
seit 1993 durchgängig das Spendensiegel des Deutschen
Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Menschen für Menschen
setzt die Maßnahmen derzeit in zwölf Projektgebieten mit über 700
fest angestellten und fast ausschließlich äthiopischen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um.
Informationen über Menschen für Menschen finden Sie hier:
www.menschenfuermenschen.de
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Stiftung Menschen für Menschen
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