Zeitschriften am Tablet: Die Zukunft beginnt in Zürich

Mit einem hochkarätig besetzten Designsymposium
startete die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in den
Semesterschwerpunkt „The Future of Magazines on the Tablet“. Das
Symposium beschäftigte sich einen Tag lang mit iPad & Co und deren
Relevanz für die Mediengattung Zeitschrift.

Das Symposium am 21. März 2011 versammelte Referenten aus
Grossbritannien, Spanien, Luxemburg, Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Einig war man sich darin, dass nur höchste Qualität im
multimedialen Storytelling den gewünschten Erfolg beim
Leser/User/Seher bringen wird und dass die Grundform der
Tablet-Usability, die Tablet-„Metapher“ noch nicht gefunden ist,
sondern alle Publisher noch experimentieren.

Symposiumsleiter Martin Zimper, Leiter des Studienbereichs CAST am
Departement Design: „Verlage sehen, wenn sie in die Bildschirme der
Tablets sehen, gerne ihre eigene Unsterblichkeit. Dabei sind sogar
schon Verleger gestorben. Sind Tablets eher eine Beruhigungstablette
für die Medienhäuser oder eine Verjüngungskur?“

Der Zeitungsdesigner Norbert Küpper, Veranstalter des European
Newspaper Awards, sah als Zeitschriften-Megatrend den Trend zur
Visualisierung von Nachrichtenmeldungen. Die in London lebende
Spanierin Judit Layana analysierte in ihrer Interactive Media Master
Thesis „the early era of magazines on the tablet“ und forderte die
Verlagshäuser nachhaltig dazu auf, soziale Netzwerke, Multimedialität
und Interaktion in die noch sehr printähnlichen Tabletausgaben ihrer
Zeitschriften einzubauen. Der Schweizer Chris Lüscher, Partner bei
„Information Architects“ in Zürich und Tokyo, unterstützte diese
Meinung: „Falls eine Tablet App die wichtigsten Eigenschaften,
nämlich Mutimedialität und Interaktion nicht besitzt, ist es kein
spezifisches Tablet App.“

Christoph Schwab, Head of Research der Goldmedia Custom Research
GmbH Berlin, stellte eine aktuelle Usabilitystudie von NewsApps am
Tablet vor. „Es wird eine neue Metapher entstehen, die weder an das
Print- noch an das bisherige Onlineprodukt angelehnt ist.“

Im Rahmen des Symposiums stellte Gruner&Jahr
Verlagsgeschäftsführer Axel Wüstmann in einem selbstkritischen
Vortrag die Entwicklung der ePaper-Strategie des Magazins „Stern“
vor, die dem Verlag kostbare Zeit und Geld gekostet hat. Wüstmann,
der auch Leiter Digital Center bei Gruner&Jahr ist, setzt im Bereich
Tablet und eStrategie auf Forschung und Entwicklung und im Zweifel
lieber auf mehrere Projektentwicklungen mit kleinen Budgets als auf
ein grosses digitales Entwicklungsprojekt.

Eines dieser Gruner&Jahr-Projekte beginnt am 29. März in Zürich:
Mehr als 100 Designstudierende an der ZHdK, betreut von acht
Dozierenden, werden vier Wochen lang Ideen und Konzepte rund um die
Mediengattung „Frauenzeitschrift“ entwickeln, im engen Dialog mit dem
Hamburger Verlagsriesen. Martin Zimper: „Wir freuen uns auf dieses
Experiment und auf das Vertrauen des grössten Zeitschriftenhauses
Europas in die Kreativität unserer Design-Studenten.“

Die Vorträge des Symposiums sind unter
http://cast.zhdk.ch/home/aktuell/design-symposium-2011 online
abrufbar.

Pressekontakt:

Dr. Martin Zimper
Leiter CAST
Zürcher Hochschule der Künste
E-Mail: martin.zimper@zhdk.ch
Tel.: +41/43/44–32–70