ZDF-Magazin „Frontal 21“: Mangelnde Transparenz bei Gorleben – Bürger fordern Aufklärung / Wissenschaftler spricht von Zensur

Im Vorfeld der Castor-Transporte erheben Bürger im
Wendland schwere Vorwürfe gegen Bundesumweltminister Norbert Röttgen.
Martin Donat, stellvertretender Landrat im Kreis Lüchow Dannenberg,
kritisiert gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ (Sendung am
heutigen Dienstag, 2. November, 21.00 Uhr): „Die große Mehrheit der
Bevölkerung ist voll großer Empörung und hat kein Vertrauen mehr in
die politischen Gremien.“ Statt einer Öffentlichkeitsbeteiligung mit
klaren Rechten für die Bürger lasse der Umweltminister Gorleben auf
der Grundlage alten Bergrechts aus den 80er Jahren erkunden. Danach
haben die Bürger keine Mitwirkungsrechte. Stattdessen soll das so
genannte „Forum Endlagerdialog“ die Öffentlichkeitsbeteiligung
ersetzen, ein informeller Gesprächskreis ohne Mandat und Rechte für
die Bürger.

Donat gehörte dem Gesprächskreis bis vor kurzem an und sagt jetzt:
„Ich bin ausgetreten, weil es von Röttgen als Alibi für
Bürgerbeteiligung instrumentalisiert wurde.“ Statt mehr Transparenz
gehe „alles stumpf weiter, so wie es seit 33 Jahren gemacht worden
ist!. Röttgen hatte versprochen, die Öffentlichkeit bei der wieder
aufgenommenen Erkundung des Salzstocks Gorleben als möglichem
Endlager aktiv zu beteiligen. „Davon spüren die Menschen vor Ort
nichts“, sagt Donat gegenüber „Frontal 21“.

Tatsächlich seien, so der Physiker und Spezialist für
Salzstock-Analyse Heinz Nickel, der Öffentlichkeit in der
Vergangenheit wichtige Forschungsergebnisse vorenthalten worden.
Nickel hatte im Auftrag der Bundesregierung ab 1979 die Eignung des
Standorts Gorleben als Atommüll-Endlager untersucht. Sein Fazit
damals: Aufgrund der Struktur des Salzstocks habe er
Sicherheitsbedenken. Die Eignung Gorlebens als Atommüllendlager zog
er schon damals in Zweifel.

Die kritischen Passagen des Geowissenschaftlers seien aus dem
entscheidenden Abschluss-Bericht der Physikalischen Bundesanstalt,
die Gorleben dann 1983 als Erkundungsort empfahl, herausgehalten
worden. „Ich empfinde das noch heute als Zensur. Wenn man als
Wissenschaftler das, was man mit Messwerten belegen kann, nicht mehr
schreiben darf, dann weiß ich nicht, wie man das anders nennen soll“,
so der heute 80-jährige Wissenschaftler gegenüber „Frontal 21“. Heinz
Nickel soll am 11. November 2010 als Zeuge vor dem
Gorleben-Untersuchungsausschuss aussagen.

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