
Die Zahl der Firmenpleiten ist im 1. Halbjahr 2018 erneut
gesunken. In den ersten sechs Monaten des Jahres mussten bundesweit
10.089 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten – das waren
3,2 Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1.
Halbjahr 2017: 10.427).
Für das Gesamtjahr 2018 erwartet die Wirtschaftsauskunftei
CRIFBÜRGEL nur noch ein Minus von knapp einem Prozent und rechnet bis
zu 20.100 Unternehmensinsolvenzen. Dieser Wert wäre der niedrigste
Stand bei den Firmenpleiten seit 1999 und der neunte Rückgang in
Folge. Zum Vergleich: Im bisherigen Insolvenz-Rekordjahr 2013 mussten
im 1. Halbjahr noch 19.952 Firmen eine Insolvenz anmelden. Damit
halbierte sich die Zahl der Insolvenzen in den letzten 15 Jahren.
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach wie vor auf dem
Wachstumspfad. Die Unternehmen profitieren weiterhin von der stabilen
Konjunktur, den günstigen Finanzierungsbedingungen und hohe
Kapazitätsauslastungen. Positiv auf die Unternehmen wirken auch die
weiterhin hohen privaten Konsumausgaben“, begründet CRIFBÜRGEL
Geschäftsführerin Ingrid Riehl den erneuten Rückgang bei den
Firmeninsolvenzen. „Der Tiefpunkt bei der Entwicklung der
Firmeninsolvenzen scheint dennoch erreicht zu sein. Spätestens 2019
erwarten wir wieder einen Anstieg“, prognostiziert Riehl.
Bereits jetzt beobachtet CRIFBÜRGEL eine Zunahme der
finanzschwachen und damit insolvenzgefährdeten Firmen. Hinzu kommen
vermehrt geopolitische und weltwirtschaftliche Unsicherheiten, die
auch auf die Unternehmen in Deutschland Einfluss nehmen. Der
Welthandel kann durch vermehrte Handelskonflikte und Sanktionen
gebremst werden, was auch die deutschen Exporte bremsen würde.
Die Insolvenzschäden summierten sich im 1. Halbjahr 2018 auf circa
13,8 Milliarden Euro. Damit ist das Schadensniveau im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum (11,5 Milliarden Euro) um 20 Prozent angestiegen.
Im Durchschnitt entstehen somit Forderungsausfälle von knapp 1,36
Millionen Euro pro Insolvenz.
In der regionalen Analyse der Firmeninsolvenzen zeigen sich in
Deutschland große Unterschiede. In der Auswertung der absoluten
Zahlen stehen Nordrhein-Westfalen (2.950 Firmeninsolvenzen) und
Bayern (1.259) an der Spitze der Insolvenzstatistik. Die Analyse der
Insolvenzdichte (Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen) liefert ein
verändertes Ergebnis. Bremen steht mit 55 Insolvenzen je 10.000
Unternehmen an der Spitze des Insolvenz-Rankings. Über dem
Bundesdurchschnitt von 31 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen liegen
auch die Bundesländer Berlin (45), Nordrhein-Westfalen (44), Saarland
(42), Hamburg (38) und Schleswig-Holstein (34). In Bayern zeigen sich
die Unternehmen im 1. Halbjahr 2018 am wenigsten insolvenzanfällig
(21 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen).
In sechs Bundesländern steigen die Firmeninsolvenzen gegen den
Bundestrend an. Das stärkste Plus mit jeweils über 20 Prozent mehr
Insolvenzen melden das Saarland (plus 21,8 Prozent) und Bremen (plus
20,7 Prozent). Den deutlichsten Rückgang an Firmeninsolvenzen gab es
im 1. Halbjahr 2018 in Schleswig-Holstein (minus 19,4 Prozent).
Deutlich verringert haben sich die Fallzahlen auch in Niedersachsen
(minus 12,1 Prozent), Hamburg (minus 8,3 Prozent) und in
Mecklenburg-Vorpommern (minus 7,7 Prozent).
Das höchste Insolvenzrisiko geht in Deutschland weiterhin von der
Rechtsform Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Bei der
UG (1.055 Firmeninsolvenzen) liegt die Insolvenzquote bei 93
Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen und ist damit drei Mal so
hoch wie der Bundesdurchschnitt. Aber auch Aktiengesellschaften (46)
und GmbHs (46) haben ein hohes Insolvenzniveau.
Das Baugewerbe weist im 1. Halbjahr 2018 mit 42 Insolvenzen je
10.000 Unternehmen die höchste Quote im Vergleich der Hauptbranchen
auf. Über dem Durchschnitt liegt ebenfalls die Logistik (40). Die
geringste Insolvenzdichte gibt es mit lediglich 12 Pleiten je 10.000
Unternehmen im Energiesektor.
Auch wenn die Insolvenzen von großen Unternehmen häufig für
Schlagzeilen sorgen, gehen die meisten Insolvenzen in Deutschland
weiterhin auf das Konto von Kleinstunternehmen. Der Anteil der Firmen
mit maximal 5 Mitarbeitern betrug im 1. Halbjahr 2018 80,8 Prozent
(8.152 Fälle).
13,6 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind nur bis zu zwei
Jahre am Markt aktiv gewesen, bevor sie eine Insolvenz anmelden
mussten. Die aktuelle Studie zeigt zudem, dass über 60,9 Prozent
(6.140 Fälle) der insolventen Unternehmen nicht älter als zehn Jahre
werden.
Beim Scheitern von Unternehmen gibt es häufig nicht die eine
Insolvenzursache, sondern mehrere Auslöser sind für die
Zahlungsunfähigkeit gemeinsam verantwortlich. Die aktuelle
konjunkturelle Lage ist nur ein Faktor, der den Erfolg oder
Misserfolg von Unternehmen beeinflusst. Daneben gibt es
unternehmensexogene und unternehmensendogene Ursachen für
Firmenpleiten. Die Hauptgründe für Unternehmenspleiten sind nach wie
vor das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. Stornierung oder die
Verschiebung bereits erteilter Aufträge. Zudem sorgen Dominoeffekte
dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Unternehmen mit in die
Insolvenz reißen.
Die komplette Studie zu den Firmeninsolvenzen 1. Halbjahr 2018
finden Sie auf unserer Homepage unter http://ots.de/86Jd4W
Die CRIF Bürgel GmbH ist in Deutschland einer der führenden
Dienstleister im Bereich Bonitätsinformationen über Firmen und
Privatpersonen. Im Juli 2017 entstand CRIFBÜRGEL aus der
Verschmelzung der beiden namhaften Auskunfteien Bürgel
Wirtschaftsinformationen und CRIF GmbH. CRIFBÜRGEL gehört zur global
agierenden Wirtschaftsauskunftei-Gruppe CRIF mit Hauptsitz in
Bologna, Italien. Die Gruppe ist heute mit rund 4.400 Mitarbeitern
und 70 Unternehmen in 30 Ländern auf vier Kontinenten aktiv.
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Oliver Ollrogge, CRIF Bürgel GmbH, Bereich Marketing/PR
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