2010 meldeten 32.280 Unternehmen in Deutschland ihre
Zahlungsunfähigkeit. Nach einer aktuellen Untersuchung der
Wirtschaftsauskunftei Bürgel sind das 4,4 Prozent oder 1.482
Firmeninsolvenzen weniger als im Vorjahr. „Die derzeit positive
Entwicklung hat ihre Ursache vor allem in der verbesserten
Binnenkonjunktur, den steigenden Exportraten und der
Kreditmarkterholung“, erläutert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert
Sellin.
Während die Finanzkrise das schwache erste Quartal noch deutlich
prägte, gehen jüngste Konjunkturprognosen, etwa des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), für das laufende
Jahr von einem Wirtschaftswachstum aus. „Dies wird sich in einem
weiteren Rückgang von Firmeninsolvenzen ausdrücken“, skizziert
Sellin. Während sich im absoluten Ländervergleich allein in
Nordrhein-Westfalen knapp 20 Prozent (6.548) aller deutschlandweiten
Unternehmensinsolvenzen ereigneten, weist Hamburg mit 55 Pleiten je
10.000 Unternehmen den geringsten relativen Wert auf, gefolgt von
Bayern (72 je 10.000 Unternehmen) und Baden-Württemberg (75 je
10.000). Dagegen verzeichnet Bremen den Höchstwert mit 142
Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Auch in Sachsen-Anhalt (132) und
Schleswig-Holstein (120) rangiert die Pleitestatistik weiterhin auf
hohem Niveau. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 90 Pleiten pro 10.000
Unternehmen.
Bei den prozentualen Veränderungen gegenüber 2009 sinken die
Zahlen in 14 von 16 Bundesländern, vor allem im Saarland mit 14,1
Prozent weniger Firmenpleiten. Gut geschlagen haben sich auch
Thüringen (minus 10 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (minus 8,8
Prozent). Einen starken Anstieg um 8 Prozent verzeichnet indes
Berlin. In Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl der Firmenpleitiers 2010 um
2,2 Prozent zu.
Im Großstadt-Ranking führt Berlin im Untersuchungszeitraum mit
insgesamt 1.639 Fällen den Insolvenzreigen bei den absoluten Zahlen
an. Nur München verzeichnet einen noch größeren prozentualen Anstieg
(plus 10,5 Prozent) gegenüber 2009; in Berlin an zweiter Stelle sind
es plus 8,8 Prozent. Am besten schneidet hingegen Hamburg mit 8,3
Prozent weniger Firmenpleiten ab. Die stärkste Steigerung auf
Kreisebene um 100 Prozent muss der baden-württembergische Landkreis
Lindau hinnehmen. Den stärksten Rückgang um minus 52,4 Prozent meldet
das bayrische Dillingen an der Donau.
Am meisten unter den Unternehmensinsolvenzen litten im vergangenen
Jahr 13.266 Gewerbebetriebe und Einzelunternehmen mit einem Anteil
von 41,1 Prozent an der Firmeninsolvenzgemeinde. Stark betroffen sind
auch 11.263 GmbHs mit einem Anteil von 34,9 Prozent und einem Anstieg
gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent.
Auch Unternehmen, die bis zu zwei Jahre am Markt existieren, gehen
immer häufiger pleite als ältere: Im Vorjahresvergleich steigt die
Statistik 2010 bei diesen Jungfirmen um 7,2 Prozent, während die
Zahlen bei allen anderen Altersgruppen sinken. Ursachen sind laut
Bürgel restriktivere Kreditvergaben der Banken, geringere Ressourcen
und mangelnde Erfahrungen der Marktneulinge. Entsprechend sind 18,6
Prozent der insolventen Unternehmen nicht länger als zwei Jahre am
Markt präsent. Derweil haben Firmen, die mehr als 50 Jahre operieren,
die besten Ãœberlebenschancen und halten mit 3,2 Prozent den
geringsten Anteil an der Insolvenzstatistik.
Ursachen, die dennoch zu einer Firmeninsolvenz führen können, sind
erstens das Ausbleiben neuer Aufträge oder die Stornierung oder die
Verschiebung bereits erteilter Aufträge. Zweitens sorgen
Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Unternehmen
mit in die Insolvenz reißen. Drittens bedroht die nach wie vor
restriktive Kreditvergabe der Banken Firmenexistenzen – vor allem bei
kleinen und jungen Unternehmen. Viertens sind oft innerbetriebliche
Fehler sowie fehlendes Eigenkapital für ein erhöhtes Insolvenzrisiko
verantwortlich.
Bürgel rechnet 2011 mit einer Fortsetzung des positiven Trends und
rechnet mit 30.000 bis 31.000 Firmeninsolvenzen in Deutschland. Ein
Unsicherheitsfaktor bleibt: Die Zahlungsunfähigkeit einzelner
europäischer Staaten könnte die positive Konjunkturentwicklung
treffen.
Die ausführliche Studie „Firmeninsolvenzen 2010“ finden Sie unter
www.buergel.de
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG ist mit 60 Büros in
Deutschland eines der führenden Unternehmen für Wirtschafts- und
Bonitätsinformationen sowie Inkassodienstleistungen. Bürgel ist ein
Tochterunternehmen der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG (Allianz
Group) und der KG EOS Holding GmbH & Co. KG (Otto Group).
Pressekontakt:
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
Oliver Ollrogge
Oliver.Ollrogge@buergel.de
040/ 89803582