Wirtschaftskriminalität: Schaden pro Unternehmen steigt im Schnitt auf 8,4 Millionen Euro

PwC-Studie zur Wirtschaftskriminalität
2011: Deutsche Unternehmen melden insgesamt weniger
Wirtschaftsdelikte / Unternehmen fürchten zunehmend Imageschäden
durch kriminelle Handlungen / Geringe Fortschritte bei der
Korruptionsbekämpfung

Auf rund 8,4 Millionen Euro beziffern deutsche Unternehmen den
Schaden, der ihnen im Durchschnitt durch wirtschaftskriminelle
Handlungen entsteht. Im Jahr 2009 hatte die durchschnittliche
Schadenshöhe noch bei 5, 6 Millionen Euro gelegen. Insgesamt meldete
gut die Hälfte der rund 830 Unternehmen, die an der Befragung für die
PwC-Studie „Wirtschaftskriminalität 2011“ teilgenommen haben,in den
vergangenen zwei Jahren mindestens einmal Opfer von Unterschlagung,
Korruption, Industriespionage oder anderen Wirtschaftsdelikten
geworden zu sein. In der vorangegangen Studie aus dem Jahr 2009 traf
dies noch auf 61 Prozent der Befragten zu. Vermögensdelikte wie
Betrug und Diebstahl bleiben die häufigsten Fälle.

Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) berichtet in der aktuellen
Ausgabe der Studie, die die Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC seit zehn Jahren durchführt, über
mindestens einen Fall von Betrug, Unterschlagung oder ähnlichen
Delikten. Bei der Befragung im Jahr 2009 lag der Wert noch bei 42
Prozent. Auch über den Diebstahl vertraulicher Kunden- oder
Unternehmensdaten berichten im Jahr 2011 mit 12 Prozent deutlich
weniger Unternehmen als noch 2009 (21 Prozent).

„Die Befürchtung, dass infolge der Auswirkungen der
Finanzmarktkrise die Zahl der Wettbewerbsdelikte steigen würde, hat
sich nicht bewahrheitet“, berichtet Steffen Salvenmoser,
verantwortlicher Partner im Bereich Forensic Services von PwC. „Bei
unserer Umfrage im Jahr 2009 hatten noch 42 Prozent der Unternehmen
diese Sorge geäußert.“

Risiken für Unternehmen: Verlust von Reputation und Börsenwert

Nicht bezifferbar, aber mutmaßlich meist bedeutend höher als die
direkten Schäden sind mittlerweile die indirekten Folgekosten der
Straftaten. So berichteten 50 Prozent der befragten Unternehmen über
eine spürbare Beeinträchtigung ihrer Geschäftsbeziehungen. 41 Prozent
der Befragten nennen in 2011 einen gravierenden oder mittelschweren
Ansehensverlust als Folge wirtschaftskrimineller Handlungen, im Jahr
2007 waren dies nur 27 Prozent. Zu Beginn der Studienreihe im Jahr
2001 berichteten sogar nur 10 Prozent der befragten Unternehmen über
derartige Reputationsschäden. Des Weiteren registrierten 12 Prozent
der börsennotierten Unternehmen nach Bekanntwerden einer Straftat
einen merklichen Rückgang ihres Aktienkurses.

Studie wirft ein Schlaglicht auf das „Dunkelfeld“

Erstmals haben PwC und die Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg im Jahr 2011 nicht nur nach eindeutigen Fällen von
Wirtschaftskriminalität gefragt, sondern auch nach konkreten
Verdachtsfällen. „Wenn man über die entdeckten Straftaten hinaus auch
das –Dunkelfeld– der Delikte zu erhellen versucht, die von
Unternehmen lediglich vermutet wurden, steigt der Anteil der von
Kriminalität betroffenen Unternehmen deutlich. Statt der 52 Prozent,
die über entdeckte Fälle berichten, sind bei Berücksichtigung der
Verdachtsfälle in den Jahren von 2009 bis 2011 dann 73 Prozent der
befragten Unternehmen betroffen“, erläutert Prof. Dr. Kai Bussmann
von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Unternehmen stärken die Prävention

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (52 Prozent) verfügt
mittlerweile über ein Compliance-Programm, das wirtschaftskriminellen
Handlungen vorbeugen soll. Vor zwei Jahren hatte der Anteil der
Unternehmen mit Compliance-Programm noch bei nur 44 Prozent gelegen.
Unternehmen beginnen der Studie zufolge, Compliance-Programme als
Wettbewerbsvorteil zu sehen.

„In deutschen Unternehmen setzt sich allmählich die Erkenntnis
durch, dass sich Straftaten nur mit einer Kombination aus Prävention
und Kontrollen verhindern lassen. Auch bei den Befragten, die noch
kein Compliance-Programm haben, schwinden die Vorbehalte gegenüber
einer Einführung“, erläutert Claudia Nestler, Partnerin im Bereich
Forensic Services von PwC.

Compliance Leuchttürme 2011

Die Teilnehmer der Studie wurden in diesem Jahr erstmals um freie
Nennung derjenigen deutschen Unternehmen gebeten, die durch
Präventionsmaßnahmen und Compliance-Programme besonders positiv
wahrgenommen werden und damit Vorbildcharakter haben. Die Nennung
stellt kein Ranking durch PwC dar sondern spiegelt die Meinung der
Befragten wider:

Top 5 Unternehmen, Nennung durch die Befragten der PwC-Studie:

Siemens AG (41,9%)
Daimler AG (17,5%)
Volkswagen AG (10,2%)
Deutsche Bank AG (9%)
BMW AG (8,3%)

Quelle: PwC Wirtschaftskriminalität 2011

Noch vor zwei Jahren ging über die Hälfte der Befragten, die kein
Compliance-Programm installiert hatten, davon aus, dass der Aufwand
den Nutzen nicht rechtfertige. Inzwischen sehen das nur noch 43
Prozent von ihnen so. Noch breiter akzeptiert sind
Antikorruptionsprogramme, die mittlerweile in 59 Prozent der
Unternehmen implementiert sind.

Korruption im Fokus

Trotz aktiverer Vorbeugung liegt der Anteil der nachweislich von
Korruption betroffenen Befragten mit 12 Prozent auf dem Niveau der
Vorjahre. „Die Schädigung durch Schmiergeldzahlungen oder sonstige
Bestechung fällt vermutlich noch höher aus. Gut jedes vierte
Unternehmen ist davon überzeugt, aufgrund illegaler Einflussnahme von
Wettbewerbern mindestens einmal bei einer Ausschreibung in
Deutschland nicht zum Zuge gekommen zu sein“, kommentiert Steffen
Salvenmoser. „Der Anteil der Befragten, die sich bei
Vergabeverhandlungen mit der Forderung nach Bestechungsgeld oder
ähnlichen Gegenleistungen konfrontiert sahen, hat seit der Umfrage
von 2007 sogar von 15 Prozent auf 17 Prozent zugenommen.“

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