Wildtiere im Zirkus: Bundesratsinitiative auf wackligen Beinen (FOTO)

Wildtiere im Zirkus: Bundesratsinitiative auf wackligen Beinen (FOTO)
 

Am 18.03. hat der Bundesrat eine Entschließung auf den Weg
gebracht, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die Haltung
bestimmter Wildtierarten im Zirkus zu verbieten. Die bisherige
Diskussion hat gezeigt, dass der Beschluss nicht besser fundiert ist
als die beiden Bundesratsinitiativen aus den Jahren 2011 und 2003,
die ebenfalls ein Wildtierverbot für Zirkusse zum Ziel hatten und
wegen nicht ausreichender Begründung von der Bundesregierung bzw. vom
Bundestag zurückgewiesen wurden. Nach der Überzeugung des
Aktionsbündnisses „Tiere gehören zum Circus“ ist der
Bundesratsbeschluss u.a. aufgrund der folgenden Argumente abzulehnen:

In der Begründung des Bundesratsbeschlusses heißt es, die Tiere im
Zirkus würden einen Großteil ihres Lebens in kleinen
Transportgefährten verbringen. Dadurch wird verschleiert, dass
Zirkustiere heute in großen Freigehegen leben und der Aufenthalt im
Transporter nur ein Ausnahmezustand ist. Diese Gehege werden durch
Maßnahmen des „Behavioral enrichment“ strukturiert, z.B. mit
Sandbädern, Kratzbäumen oder frischem Laubschnitt.

Des weiteren widerspricht das Aktionsbündnis der Behauptung, dass
Zirkustiere durch die Transporte gestresst würden. Der
Verhaltensforscher Dr. Immanuel Birmelin hat nachgewiesen, dass Löwen
und Elefanten bei den Transporten kein erhöhtes Level des
Stresshormons Cortisol aufweisen. Der Grund dafür ist leicht
nachvollziehbar: Die Tiere sind von klein auf an die Transporte
gewöhnt. Zudem werden viele Tiere in der vertrauten Umgebung ihrer
Schlafbehausungen transportiert.

Der Text des Bundesrats erweckt den Eindruck, dass fast alle
Wildtiere im Zirkus durch die Haltungsbedingungen körperlich
geschädigt und verhaltensgestört seien. Dies widerspricht der
Erfahrung unzähliger Zirkusfreunde, die bei ihren Besuchen fast
ausschließlich gesunde, bestens gepflegte, wohl genährte und sich
normal verhaltende Tiere antreffen. Der Eindruck der Zirkusbesucher
wird durch die Tatsache bestätigt, dass Zirkustiere in der Regel sehr
alt werden. Asiatische Elefanten z.B. erreichen im Zirkus ein Alter
von 40,7 Jahren, während ihre Lebenserwartung in der Wildnis bei nur
31 bis 35 Jahren liegt (Durchschnittswerte). Das hohe
durchschnittliche Sterbealter der Zirkustiere legt nahe, dass die
Tiere mit den Lebensbedingungen im Zirkus gut zurechtkommen. Zum
Thema „Verhalten“ schreibt der Zoologe Dr. Thomas Althaus, dass
Zirkustiere zahlreiche Anzeichen des Wohlbefindens zeigen. So kann
man häufig beobachten, dass die Tiere in entspannten Stellungen ruhen
oder dösen, ausgedehnt und selbstvergessen Körperpflege betreiben,
Imponier- und Markierverhalten zeigen usw.

Fragwürdig ist auch die Aussage, dass die Tiere Verhaltensweisen,
die in Menschenobhut nicht stattfinden, z.B. das Jagen, durch die
Dressur nicht kompensieren könnten. So hat z.B. Zoologie-Professor
Theodore Friend bei seinen Untersuchungen herausgefunden, dass
Elefanten und Raubkatzen das Training in der Manege als Anregung und
Abwechslung und somit als etwas Positives empfinden. „Wenn man
Funktionen ersetzt, braucht das Wildtier nicht all das, was es in der
freien Wildbahn macht“, äußerte kürzlich der Tierarzt Dr. Jörg
Pfeiffer von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).

Bei der Behauptung, dass eine artgerechte Unterbringung von
Wildtieren im Zirkus nicht möglich sei, drängen sich folgende
Überlegungen auf: Tiere sind auf die Verhaltensweisen, die sie von
sich aus in der freien Natur zeigen, nicht festgelegt. Angeborenes
Verhalten ist nämlich immer untrennbar mit erlerntem Verhalten
verbunden. Deshalb ist das Verhalten der Tiere flexibel und somit
individuell verschieden. Ein Elefant, der nur die afrikanische
Savanne kennt, zeigt nicht die gleichen Verhaltensweisen und
Bedürfnisse wie ein Elefant, der von klein auf im Zirkus gelebt hat.
Die Verhaltensforscherin Dr. Marthe Kiley-Worthington bemerkt hierzu,
dass für das Befinden der Tiere vor allem deren Vorerfahrung und
nicht so sehr der Unterschied Haustier/Wildtier entscheidend ist.
Deshalb muss sich Tierschutz immer am Wohl des Tierindividuums – und
nicht an den vermeintlich einheitlichen Bedürfnissen der Vertreter
einer Art – orientieren.

Die hier aufgeführten Argumente, die sich durch viele weitere
Überlegungen ergänzen ließen, machen deutlich, dass der
Bundesratsbeschluss auf äußerst wackligen Beinen steht. Das
Aktionsbündnis bittet deshalb die Entscheidungsträger im Berliner
Ministerium, die Bundesratsinitiative – genauso wie die
Vorgängerbeschlüsse – nicht umzusetzen.

Der Text wurde von Dirk Candidus geschrieben.

Pressekontakt:
Dirk Candidus,
Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“
Telefon: 0176/84627788
Weblinks: http://www.tiere-gehoeren-zum-circus.de
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Videoblog des Aktionsbündnisses:
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