Wie riskant sind Stablecoins?

Im Web 3 handelt man nicht mit echtem Geld. Man handelt mit tokenisierten Kyptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Tether oder Binance Coin, die alle auf Blockchains gespeichert sind. Doch die meisten Kryptowährungen sind extrem instabil. Ihre Werte sind an nichts gebunden, der Verkaufspreis ist rein spekulativ und tatsächlicher Handel in der echten Welt ist schwierig. Allein zwischen dem 4. und 11. April 2022 hat Bitcoin ein Siebtel seines Wertes verloren. Dies ist für Währungen extrem suboptimal, wo man idealerweise Inflation oder Deflation in Prozenten pro Jahr beschreibt, nicht mit extremen Kursschwankungen innerhalb eines Tages.

Dem System fehlt auch Liquidität. Um den theoretischen Wert seiner Kryprowährungen auszuzahlen, muss man erst eine andere Person finden, welche einem diese für den spekulierten Preis abkauft, die dann wieder darauf hoffen muss eine weitere Person zu finden, an die sie die Währung für einen gesteigerten Wert verkaufen kann, ad Infinitum: Es ist eine Blase.

Stablecoins sollen dies nun ändern, denn ihr Wert ist in echten Währungen festgesetzt, meistens dem US-Dollar. Dies hat historische Gründe, denn der Web 3 Boom hat seinen Ursprung in Amerika und Asien.
Insgesamt ist der Markt mit Stablecoins momentan etwa 155 Milliarden Euro wert, 140 Milliarden davon teilen sich in die fünf größten Stablecoins auf: Tether (USDT), USD Coin (USDC), Binance USD (BUSD), TerraUSD (UST) und Dai (DAI). Wer mehr über Stablecoins erfahren möchte, sollte die Seite krypto-cosmos.de besuchen.

„Stabiler“ – Wert

Stabllecoins orientieren ihren Wert an Geldwährungen, meistens dem US-Dollar. Die Umtauschrate bemüht sich bei Tether möglichst eine eins-zu-eins Umtauschrate mit dem Dollar einzuhalten. In den letzten fünf Jahren schwankte der Wert eines Tethers zwischen 0,86 USD und 0,93 USD. Dies ist vergleichsweise stabil und lässt sich problemlos auszahlen, ohne auf ein Schneeballsystem angewiesen zu sein. Der Wert ist stabil, die Transaktionszeiten sind niedrig und Bearbeitungsgebühren minimal. Zumindest theoretisch.

Große Stablecoins versprechen im Namen ihrer Preisstabilität, für jeden in der Kryptowährung angelegten Dollar einen echten Dollar zur Seite zu legen. Deswegen der stabile Wert und die Liquidität. Paul Pichler, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien, erklärt in einem STANDARD-Interview jedoch, dass bei Tether und anderen Stablecoins in Wirklichkeit nur wenige Prozent tatsächlich als US-Dollar-Reserven in Bargeld oder sicheren Bankeinlagen vorhanden sind, der Rest wird über Geldmarkt- und Wertpapiere abgedeckt. Wie die Sicherheiten im Einzelnen aussehen und ob die Dollar-Äquivalenz im Ernstfall tatsächlich gewährleistet ist, ist für Kunden nur schwer überprüfbar. Manche bezeichnen das gar als eine der größten Betrugsmaschen der Kryptoszene.

Im Jahr 2019 ergaben Ermittlungen der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft, dass die kommunizierte Wertsicherheit von Tether nicht gewährleistet war. Die Firma musste daraufhin 41 Millionen Dollar Strafe zahlen. Der einzige Grund, warum Tether es bisher geschafft hat, jeden Kunden auszuzahlen, war, dass sie bisher nie besonders große Mengen an Tether gleichzeitig auszahlen mussten, geschweige denn, dass oft große Mengen an Geld einfach zwischen Tether und der Kryptobörse Bitfinex hin und her geschoben werden.

Keine Regulierung, Keine Sicherheit

Stablecoins sind also zwar für die Standards der Kryptosphäre stabil, im realistischen Vergleich allerdings sehr brüchig. Sollte eine der großen Stablecoins kollabieren, könnte der gesamte Kryptomarkt folgen. Kleinere Projekte scheitern in der Kryptowelt jeden Tag, aber die größten Stablecoins gelten jetzt schon als „too big to fail.“ Banken haben oft auch nicht geeignete Reserven, sie werden jedoch reguliert und können im Ernstfall vom Staat abgesichert werden. Kryptowährungen nicht. Das Risiko liegt voll beim Kunden.