So schnell kann aus einem beliebten Urlaubsziel eine
Unruheregion werden. Für viele deutsche Touristen mag die vorzeitige
Rückkehr aus Tunesien ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein. Sie
haben hautnah miterlebt, dass die Krisen dieser Erde nicht fern sind.
Allzu verständlich, dass wir unser Augenmerk auf die Probleme in der
unmittelbaren Umgebung richten. Wir vergessen dabei nicht selten, ins
Ausland zu schauen. Wir täten gut daran, öfter über den Tellerrand zu
blicken. Dann würde uns stärker bewusst, welche enorme politische
Stabilität wir im eigenen Lande genießen – im Vergleich zu jenen
Staaten dieser Erde, in denen Demokratie nur ein leeres Wort ist. So
in Tunesien. Der Diktator Ben Ali hat sein Volk unterdrückt. Umso
bewundernswerter der Mut der Massen, sich dem Tyrannen zu
widersetzen. Seine brutalen Einschüchterungsversuche vermochten den
Zorn der Menschen nicht mehr zu bändigen. Das Volk hat sich befreit –
aber an diese Erfolgsmeldung schließt sich die bange Frage an: Wie
geht es weiter? Das Land ist instabil, seine Zivilgesellschaft und
seine demokratische Kultur sind unterentwickelt. Dieses Chaos ist
erst der Anfang einer ungewissen Entwicklung. Wenn diese einen guten
Verlauf nehmen soll, dann muss sich Europa stärker in Tunesien
engagieren.
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