Westfalenpost: Nicht ganz die Wahrheit

Merkels Worte zum Krieg in Afghanistan

Von Jörg Fleischer Der Fortschrittsbericht zu Afghanistan ist
gerade erst lobend in Berlin verkündet worden, da stößt die Kanzlerin
wenig später auf die harte Wirklichkeit am Hindukusch. Der Glanz
ihres Weihnachtsbesuches war schnell dahin, als ein Todesfall im
deutschen Feldlager die Stimmung trübte. Der Afghanistan-Einsatz ist
kein Thema, mit dem sich Stärke demonstrieren ließe. Im Gegenteil.
Die Staatengemeinschaft muss sich wegen fehlender Alternativen von
dem zwielichtigen afghanischen Präsidenten Karsai an der Nase
herumführen lassen. Bei ihm vermisst man jede echte Bereitschaft,
Korruption in seinem Lande bekämpfen zu wollen. Immerhin rang sich
Merkel zu Kritik an Karsai durch.So kam die Regierungschefin der
Realität in Afghanistan ein Stück näher. Doch zur Wahrheit fehlt noch
ein gutes Stück. Deutsche Soldaten seien in Kämpfe verwickelt, „wie
man sie im Krieg hat“. Nein, sie befinden sich im Krieg in
Afghanistan. Mag sein, dass Merkel dies nicht sagen wollte, weil es
weitreichende Konsequenzen hätte. Doch die ganze Wahrheit hat die
Kanzlerin damit nicht ausgesprochen.

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