Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das
Sprichwort ist zwar abgedroschen, doch birgt es im Fall des
Elektro-Autos eine Menge Wahrheit. Zunächst einmal ist unbestritten,
dass mit Strom angetriebene Fahrzeuge auf jeden Fall sauberer
unterwegs sind, als alle derzeit verfügbaren Alternativen. Benziner
und Diesel, ja auch Hybridautos stoßen mehr Kohlendioxid in die
Umwelt als jeder Stromer. Der nämlich fährt vor Ort ohne jegliche
Emission. Eine Batterie liefert die Kraft für den Elektromotor, der
für lautlose Bewegung des Wagens sorgt. Und das alles auch noch mit
einer tollen Kraftentfaltung vom Start weg. Echt glänzend. Doch auf
diesen goldenen Schimmer legen sich dunkle Flecken, wenn man nicht
ausschließlich auf den Energieverlauf innerhalb des Fahrzeugs schaut.
Die Batterie muss schließlich geladen werden. Dazu ist Strom
notwendig. Strom, der sowohl in Europa als auch in Deutschland
keinesfalls umweltfreundlich erzeugt wird. Fast 50 Prozent der
Elektrizität wird in alles andere als sauber arbeitenden
Kohlekraftwerken produziert. Nur 15 Prozent der Strommenge kommt aus
erneuerbaren Energiequellen. Würden E-Autos nur damit betankt, wäre
der Bereich von Quelle der Stromgewinnung bis zur Fortbewegung des
Autos wirklich emissionsfrei. Der Idealzustand. Selbst dann aber
bleiben noch Schatten. Denn die Batterie in den Stromern sind eine
gravierende Schwachstelle. Nicht nur, dass sie noch extrem teuer sind
und es schwierig ist, ausreichend Energie zu speichern, um
entsprechende Reichweiten zu ermöglichen – die Produktion der
modernen Lithium-Ionen-Akkus frisst auch jede Menge Energie. Das
bedeutet eine drastische Umweltbelastung – und das ist genau das, was
E-Autos vermeiden sollen. Nun bedeuten die von Bundeskanzlerin Angela
Merkel erhofften eine Million zugelassenen Elektroautos bis zum Jahr
2020 nur einen kleinen Prozentsatz am gesamten Fahrzeugbestand. Doch
auch die eine Million Wagen müssen Strom tanken. Möglichst schnell
eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen, ist eine große Aufgabe.
Nicht jeder Interessent eines E-Autos wird auch ein Haus haben, an
dem er problemlos die Akkus über Nacht wieder aufladen kann.
Überhaupt noch nicht diskutiert wird bislang über Schwierigkeiten,
die in den Werkstätten auftreten werden. Die dort Beschäftigten sind
überhaupt nicht auf Elektroautos vorbereitet. Kurze Nachschulungen
dürften kaum ausreichen, um das notwendige Wissen zu erlangen. Zudem
fehlt es an entsprechenden Werkzeugen, die für diese Art Autos
vorhanden sein müssen. Es sind viele Aspekte, die es zu bedenken
gibt, ehe die Stromer in größerer Zahl auf die Straßen rollen. Denn
das sie das tun werden, steht außer Frage und ist auch unumgänglich.
Zumindest für den Verkehr in den Innenstädten sind E-Autos der Garant
dafür, dass in Zukunft individuelle Mobilität so sauber wie möglich
überhaupt noch machbar ist. Mit dieser Perspektive glänzen die
Stromer dann auch gleich wieder deutlich heller – auch wenn es nicht
zur Goldmedaille in Sachen Umweltschutz reicht.
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Andreas Kolesch
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