Spektakulär waren nur der Antritt und das Scheitern
von Roland Koch an der Spitze des Baukonzerns Bilfinger. Dazwischen
blieb es eher dünn. Der ehemalige hessische CDU-Ministerpräsident war
als Industrieboss eine glatte Fehlbesetzung. Völlig unerfahren in der
operativen Führung eines internationalen Unternehmens, das obendrein
in ziemlich schwierigem Fahrwasser manövriert. Da haben sogar die
Probleme, die es können sollten. Man mag deshalb kaum glauben, dass
nur die beiden Gewinnwarnungen der vergangenen Wochen zu Kochs
schnellem Abgang geführt haben. Die Börse hatte schon länger Zweifel
an seinen Management-Fähigkeiten. Bei seiner überraschenden Berufung
rauschte der Kurs der Bilfinger-Aktie in die Tiefe, in den
vergangenen drei Jahren verlor sie noch einmal rund 20 Prozent an
Wert. Anders als der M-Dax, der in dieser Zeit gut 40 Prozent
zulegte. Gelohnt hat sich der Seitenwechsel für Roland Koch, der sein
nicht ganz so üppiges Ministerpräsidentengehalt mit einem Schlag auf
2,3 Millionen Euro im Jahr vervielfachte. Bleiben die Erkenntnise,
dass Strippenziehen allein, dass politisches Netzwerken wohl nicht
ausreicht, um Großkonzerne profitabel durch globale Finanzkrisen zu
führen. Politik funktioniert eben doch anders als ehrbares
Unternehmertum. Und die Frage, welcher der politischen Seitenwechsler
als Nächster an seine Grenzen stößt.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Weitere Informationen unter:
http://