Wer geht am Arbeitsplatz eigentlich besser mit
der täglichen Informationsflut um – jüngere oder ältere Kollegen? Die
Jüngeren, sagen viele – weil sie fitter sind beim Bedienen moderner
Medien und sie ihre gesamte berufliche Entwicklung schon in einem
digitalisierten Umfeld durchlebt haben. Indes gibt es gute Gründe,
auch bei diesem Thema die Älteren keinesfalls abzuschreiben.
Studien zeigen, dass wir in jungen Jahren Informationen schneller
aufnehmen und verarbeiten können. Mit zunehmendem Alter nimmt die
Verarbeitungsgeschwindigkeit ab. Aber während es früher vor allem auf
das Sammeln von Informationen ankam, ist es heute viel wichtiger,
Informationen zu filtern. Das sagt Prof. Dr. Ingo Aberle,
Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden.
„Informationen sind leicht verfügbar und wir werden permanent über
diverse Kanäle mit immer neuen beliefert. Dabei steigt natürlich auch
der Anteil der für mich irrelevanten Informationen stark an. Das kann
leicht zu Stress führen.“
An dieser Stelle kommt ins Spiel, was Aberle „Erfahrungswissen“
nennt: Es sind Fähigkeiten und Strategien gefragt, um den passenden
Filter anzuwenden und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. „Da
haben definitiv Menschen, die schon länger im Beruf stehen, Vorteile
– ebenso diejenigen, die schon länger im Unternehmen sind und die
Prozesse kennen.“ Aberle ordnet dem strategischen Umgang mit
Informationen eine höhere Relevanz zu als der reinen
Verarbeitungsgeschwindigkeit.
„Jung lernt von Alt“ hat also keinesfalls ausgedient – es gibt
allerdings Einschränkungen. Aufgrund sich verändernder Prozesse kann
es passieren, dass funktionale Strategien ihre Gültigkeit verlieren.
Schnelle Anpassungen an neue Rahmenbedingungen sind vonnöten. „Ein
aktuelles Beispiel ist der Umgang mit den sozialen Medien und
Netzwerken“, sagt Aberle. „Dort finden wir neue Regeln der
Kommunikation vor und um diesen geänderten Verhältnissen gerecht zu
werden, wird teilweise Reversed Mentoring angewandt.“ Entgegen dem
klassischen Mentoring – ein erfahrener Mitarbeiter steht einem
jüngeren Mitarbeiter zur Seite – wird in diesem Ansatz ein jüngerer
Mitarbeiter zum Mentor eines älteren Mitarbeiters. „Das klingt in der
Theorie gut, ist aber in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen, da
beim Miteinander von Jung und Alt viele Konflikte am Arbeitsplatz
entstehen können.“
Wie lassen sich diese vermeiden – und wie können die Stärken
beider Altersgruppen am besten genutzt werden? „Es bedarf einer
Kultur des lebenslangen Lernens. Das gilt für jüngere und ältere
Mitarbeiter gleichermaßen“, antwortet Aberle. Außerdem ist der
generelle Umgang mit Altersunterschieden relevant. Hier gilt es, eine
Kultur der Wertschätzung und Anerkennung von Altersdiversität zu
etablieren: „Diese Wertschätzung betrifft explizit sowohl ältere als
auch jüngere Mitarbeiter. Denn nur gemeinsam können wir den
steigenden Anforderungen einer immer schneller und komplexer
werdenden Informationsgesellschaft gerecht werden.“
Ein ausführliches Interview dazu, wie wir mit der täglichen
Informationsflut am Arbeitsplatz umgehen und welche Konflikte
möglicherweise dabei entstehen können, findet sich im
Wissenschaftsblog adhibeo: http://ots.de/oivj5y
Pressekontakt:
Alexander Pradka
Pressesprecher Hochschule Fresenius gem. GmbH
alexander.pradka@hs-fresenius.de
Tel. 069-870035320
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