Eigentlich würde man ja damit rechnen, dass
Gewerkschafter auf die Barrikaden gehen, wenn 21 000
Mitarbeiter auf Geld verzichten sollen. Zumal im Einzelhandel, wo das
Personal nicht auf Rosen gebettet ist. Doch der große Aufschrei
bleibt aus. Tengelmann und Verdi setzen sich ohne großes Tamtam an
den Verhandlungstisch. Die friedliche Stimmung hat einen einfachen
Grund: Es stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel – insbesondere in
NRW, wo Kaiser“s/Tengelmann in der dicht besiedelten
Einzelhandels-Landschaft eher eine Nische abdeckt. Während die gut
laufenden Filialen in Berlin und München im Falle eines Verkaufs
begehrte Übernahmekandidaten wären, müssten sich die NRW-Supermärkte
ernste Zukunftssorgen machen. Sie und ihre Beschäftigten blieben auf
der Strecke. Materieller Verzicht scheint in dieser Gemengelage das
kleinste Übel zu sein. Vorausgesetzt, Tengelmann-Chef Haub hält sein
Wort und will die Supermarkt-Braut nicht nur schön für potenzielle
Investoren machen. Die kleine Traditionsmarke sollte auch in Zukunft
ihren Platz im deutschen Einzelhandel haben.
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