WAZ: Unordentliches Ende – Kommentar von Knut Pries

Das Ende kommt in Sicht, es sieht unordentlich aus.
Neun Jahre, nachdem die Nato in Afghanistan ihren größten
Auslandseinsatz startete, hat sie sich auf einen Rückzug verständigt,
den sie vornehm „Ãœbergang“ nennt. Das sieht nach einer Planmäßigkeit
aus, die das kriegsmüde Publikum zu Hause beruhigen soll, an die aber
im Bündnis selbst keiner so recht glaubt. Kanzlerin Merkel, ihr
Verteidigungsminister zu Guttenberg, Amerikaner und UN warnen vor
übertriebener Zuversicht, dass man Ende 2014 tatsächlich den aktiven
Militäreinsatz beenden könne. Alle verweisen darauf, das Datum sei
gar nicht ihre Idee, sondern die des afghanischen Präsidenten. In
ihrer Not gibt die Nato die Devise aus: Wir gehen raus, aber
gleichzeitig bleiben wir drin. Das ist der Versuch, alles unter einen
Hut zu bringen: das Bedürfnis nach Beendigung der blutigen und teuren
Quälerei, die Fürsorge gegenüber den Afghanen, den Ehrgeiz, den
größten Feldzug nicht im größten Fehlschlag enden zu lassen. Das wird
zusammen nicht funktionieren – die unangenehmste Entscheidung in
Sachen Afghanistan kommt erst noch.

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