WAZ: Tiefschlag für das Ruhrgebiet – Kommentar von Thomas Wels

Es ist eine bittere Ironie der Geschichte:
Ausgerechnet nach dem besten Jahr seiner Geschichte wechselt der
Hochtief-Konzern aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Besitzer – zum
Schnäppchenpreis und unter unfairen Bedingungen. Die Spanier haben
sich durch eine Lücke im Übernahmerecht geschlichen, Herbert
Lütkestratkötter hat einen vergeblichen Kampf geführt. Nun ist die
Wirtschaftswelt zwar grenzenlos, das Hochtief-Geschäft mehr
international als deutsch. Dennoch ist die Ãœbernahme ein Tiefschlag
für die Ruhrwirtschaft. Und es ist beileibe nicht der einzige. Die
Zukunft der Essener Ferrostaal AG – für die Ruhr-Industrie so etwas
wie ein Türöffner zur Welt – ist ungewisser denn je. Der
Wohnungskonzern Gagfah, immerhin im M-Dax notiert, ist unter die
Heuschrecken gefallen. Und Karstadt, ja, was hört man eigentlich von
Karstadt? Klar. Der Mittelstand ist das Rückgrat, gleichwohl sind
Türschilder aus dem Oberhaus der deutschen Wirtschaft wichtig für
Image und Anziehungskraft. Umso wichtiger ist der Zuzug von
Thyssen-Krupp. Ein neuer Dax-Konzern namens Evonik wäre auch ganz
schön.

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