US-General David Petraeus ist in den USA ein
bekannter Mann, und er genießt einen Ruf als genialer Stratege. Den
hat er sich im Irak erarbeitet, wo er im Auftrag von US-Präsident
George W. Bush Ordnung ins Chaos und die US-Mission auf einen neuen
Kurs brachte. Es ist vor allem sein Verdienst, dass die
US-Kampftruppen im Irak Ende August das Land verlassen können. Auf
dem anderen amerikanischen Kriegsschauplatz, in Afghanistan, sieht es
nicht so rosig aus. Der Einsatz von Petraeus sollte auch dort die
Wende bringen, doch der Ge-neral tritt auf die Bremse. Truppenabzug
im Juli 2011? Das sei nicht in Stein gemeißelt. Und so ist es auch.
Der Termin ist eine Zielvorgabe, eine Wunschvorstellung. Doch der
Einsatz am Hindukusch ist kein Wunschkonzert, er befindet sich in
seiner schwierigsten Phase. Petraeus kann nicht zaubern und sein
Armeehandbuch zum Kampf gegen Aufständische ist keine Wunderwaffe.
Für seine selbst erklärte „bewaffnete Überzeugungsarbeit“ braucht er
Zeit und keine Fristen. Ein Rückzug aus Afghanistan, auch wenn er
erst 2011 erfolgen soll, käme einer Kapitulation gleich. Denn es wird
bestenfalls noch Jahre dauern, bis die afghanischen Sicherheitskräfte
ihren Aufgaben gewachsen sind.
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