WAZ: Ratlos, hilflos. Kommentar von Ulrich Reitz

Deutschland braucht eine liberale Partei. Ob
Deutschland die FDP braucht, ist nicht mehr sicher. Nicht nur,
seitdem der ewige Rebell Kubicki sagt, seine Partei sei keine Marke
mehr. Die Liberalen haben ihre Versprechen nicht gehalten; im
Regierungsgeschäft agieren sie enttäuschend. Das Führungspersonal
demontiert sich wechselweise und verstößt damit gegen die DNA einer
bürgerlichen Partei: solide und berechenbar zu sein. Westerwelle
haben sie halb abgelöst, und bislang hat Rösler nicht einmal halb so
viel von dessen früherer Durchschlagskraft.

Die Wahl in Mecklenburg war ein Desaster für die FDP. Aber niemand
glaubt, dass dies bei den Hauptstadt-Wahlen in zwei Wochen anders
wird. Die Schwäche der FDP ist auch für die Kanzlerin eine denkbar
schlechte Nachricht. Die CDU hat rein gar nichts davon. Man wird den
Verdacht nicht los, dass Merkel nicht mehr so viel daran gelegen ist,
ihre schwarz-gelbe Koalition zu pflegen. Ihr ist bestimmt nicht
entgangen, mit welcher Geschwindigkeit sich etwa Trittin
staatsmännisch in die Kurve legt.

SPD und Grüne hinterlassen einen weitaus vitaleren Eindruck als
CDU und FDP. Für die Liberalen kann das tödlich enden.

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