WAZ: Professionell geht anders. Kommentar von Thomas Wels

So allmählich dringt auch in der Bundespolitik
durch, was sich vor wenigen Tagen in Brüssel abgespielt hat. Die
Bundesregierung steht in der Steinkohlefrage vor einem
Scherbenhaufen, den sie mühsam zusammenkehren muss. Ob das gelingt,
ist angesichts der Zeitnot sehr fraglich. In diesem Jahr muss eine
Entscheidung fallen, so oder so.

Die Kanzlerin wird selbst Hand anlegen müssen, um die
EU-Kommissare von ihrem Beschluss, den Bergbau bereits 2014 zu
beenden, abzubringen. Zugleich muss sie die nationalen Regierungen
und dort die Wirtschaftsminister für die Ratssitzung auf Linie
bringen. Wie das gelingen soll, wo Angela Merkel noch nicht einmal
den eigenen Wirtschaftsminister im Griff hat, steht in den Sternen.
Es zeigt sich einmal mehr: Berlin nimmt Brüssel immer noch auf die
leichte Schulter. Die Franzosen oder die Briten besetzen die
wichtigen Positionen mit den besten Leuten, hierzulande erscheint die
EU-Regierung immer noch mehr als Abschiebebahnhof denn als
Karrieresprungbrett. Ein völlig überraschender EU-Beschluss also?
Professionell ist es, sich nicht überraschen zu lassen.

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