WAZ: Ministerin muss sich einmischen – Kommentar von Frank Meßing

Als ob die schwarz-gelbe Koalition nicht schon
zerstritten genug wäre, spaltet sie nun auch noch die Hängepartie um
Karstadt. Der Zwist ist so alt wie die Marktwirtschaft: Darf und soll
sich der Staat in einen schwelenden Konflikt zwischen Unternehmen
einmischen? Die Frage ist mit einem klaren Ja zu beantworten. Eine
Arbeitsministerin muss sich dafür einsetzen, dass Arbeitsplätze
gesichert werden. Wenn Ursula von der Leyen in einem Brief an die
Highstreet-Gläubiger eine Einigung im Mietstreit anmahnt, tut sie
einfach nur ihre Pflicht. Die ohnehin gebeutelten 25 000
Karstadt-Mitarbeiter erwarten, dass auch wirklich jeder Strohhalm
genutzt wird, um ihre Jobs zu retten. Wirtschaftsminister Rainer
Brüderles Attacke ist fehl am Platz, weil von der Leyen nur
symbolisch die Hand des Staats ausstreckt. Im Gegensatz zu Opel geht
es bei Karstadt nicht um Bürgschaften oder Kredite. Es geht
allenfalls um eine Moderation im Poker um Miet-Millionen. Ob die
Streithähne das Angebot annehmen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Insofern muss sich Brüderle keine Sorge um die Marktwirtschaft
machen.

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