Berlusconi, was nun? Die Frage ist berechtigt, trotz
der bestandenen Machtprobe. Der Regierungschef hat zwar nicht
verloren. Für den siegesgewohnten Milliardär und Medienzar mag das
wichtig sein. Aber mit drei durch Tricks erschlichenen Stimmen aus
der Opposition kommt er nicht weit. Selbst sein Partner, die Lega
Nord, spricht von vorgezogenen Neuwahlen. Dennoch war das Votum nicht
umsonst. Es hat, nach Monaten der Krise, wieder klare Verhältnisse
gebracht. Die Anhänger des abtrünnigen Ex-Berlusconi-Getreuen
Gianfranco Fini, der den Premier stürzen wollte, sind schwächer als
sie glaubten. Doch sind sie stark genug, um Berlusconi konditioniert
zu haben. Künftig wird er weniger eigennützig und mehr fürs
Gemeinwohl regieren, dringende Reformen anpacken müssen. In jedem
anderen Land Europas hätte Berlusconi zwar wegen seiner unzähligen
Skandale längst abtreten müssen. Viele Italiener schämen sich für
ihn, die Mehrzahl der gebildeten Jugendlichen verabscheut ihn. Die
gestrigen Studentenproteste nach Berlusconis Bestätigung beweisen
das. Doch Italiens Dilemma bleibt, dass die Opposition zersplittert
und folglich keine Alternative ist.
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