WAZ: Hilflose Netz-Blockade – Kommentar von Gudrun Büscher

Es ist die größte Internet-Blockade einer Regierung,
die es je gab. In Birma hat es die Regierung versucht, in China immer
wieder, zuletzt im Iran – um zu verhindern, dass sich die Menschen
verabreden, austauschen, gegenseitig informieren. Twitter, Facebook
und Handys zu blockieren, wird auf Dauer aber auch in Ägypten nicht
weiterhelfen. Der Protest am Nil ist auch ein Aufstand der Generation
Facebook. Die jungen, weltweit vernetzten Menschen wollen endlich so
leben wie die Gleichaltrigen in Europa und Amerika. Sie haben aber
keine Chance, kaum eine Perspektive: Das ist es, was sie auf die
Straße treibt. Das Internet und vor allem das ausländische Fernsehen,
das in fast jedem Haus via Satellitenschüssel empfangen werden kann,
haben die staatlich kontrollierte Presse als Informationsmedium
längst verdrängt. Doch weder Facebook noch Twitter können eine starke
Opposition, wie sie jetzt in Tunesien und leider auch in Ägypten
fehlt, ersetzen. Aber etwas macht Mut: Offenbar trägt das Internet
dazu bei, dass die Islamisten ihr Monopol als Regimekritiker und
Alternative zur Regierung verloren haben. Im Netz kursieren andere
Ideen.

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