Es gibt Begebenheiten, die sind einen Nachtrag wert.
Wie der Auftritt von Heinrich Hiesinger, der im Krefelder
Seidenweberhaus 1400 Stahlleuten das Aus ihres Edelstahlwerkes zu
erklären hatte. Buhrufe, Wut und Tränen – die Stimmung war aggressiv,
die Emotionen kochten hoch. Was allzu verständlich ist, wenn man ein
Gefühl hat für das Herzblut, das in der Arbeit der Stahlwerker am
Schmelzofen steckt. Der Auftritt war Hiesingers Rheinhausen, die
Feuertaufe eines Managers, dem große Nähe zur Technologie und weniger
zum Stahl nachgesagt wird. Umso bemerkenswerter ist der Respekt, den
sich der Thyssen-Krupp-Chef erarbeitet hat. Leuten, die gerade ihr
Stahlwerk verlieren, kann man nicht mit Blabla kommen. Hiesinger kam
trotz Sicherheitsstufe 1 ohne Bodyguards, er beantwortete 40 Fragen
klar – ohne Blabla. Und zum Schluss gab–s trotz aller Trauer Applaus.
Hiesinger hat enorm viel abgearbeitet auf dem Weg zur Neuaufstellung
des Konzerns. Die Börse honoriert es. Im Seidenweberhaus zählte eine
andere Währung: Verantwortung, Traute, Menschlichkeit. Das ist im
Ruhrgebiet viel wert. Der Schwabe ist angekommen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Weitere Informationen unter:
http://