WAZ: Geizige Gewerkschaften – Kommentar von Stefan Schulte

DGB-Boss Sommer gibt gern den Vorkämpfer für die
unterbezahlten Arbeitnehmer. Er fordert Mindestlöhne, findet
Outsourcing schlimm und stachelt die Einzelgewerkschaften zu hohen
Lohnforderungen an – um die Massenkaufkraft zu stärken. Mehr kann er
nicht tun, weil Sommer die Gewerkschaften nur repräsentiert und
selbst keine Tarifverhandlungen führt. Nur: Wie dumm sieht es dann
aus, wenn den Beschäftigten einer outgesourcten DGB-Tochter lausige
0,9 Prozent angeboten werden? Hübsch garniert mit der
Arbeitgeber-Tariffloskel, damit sei der Spielraum ausgeschöpft. Sich
von einer Mitgliedsgewerkschaft – zu Recht – eine „Provokation“
vorwerfen lassen zu müssen, kann dem DGB-Boss nur peinlich sein. Doch
wie weh so ein Rollentausch tun kann, weiß Verdi aus eigener
Erfahrung: Vor drei Jahren bot Verdi den eigenen Leuten 1,5 Prozent
an, während ihr Vorkämpfer Bsirske gleichzeitig im öffentlichen
Dienst roten Kopfes und mit gereckter Faust fünf Prozent forderte.
Das war nicht minder peinlich. Dass es auch anders geht, beweist die
IG Metall: Sie zahlt ihren Leuten einfach so viel mehr, wie die für
die Beschäftigten herausholen. Das ist Leistungsgerechtigkeit in
Reinkultur.

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