Der lokale Realitätstest für die Energiewende rückt
näher. Wenn die Landesregierung bis 2020 den Anteil der Windenergie
an der Stromerzeugung mal eben von heute drei auf 15 Prozent
schrauben will, steht uns noch manche erhitzte Standortdiskussion ins
Haus. Jeder will sicheren und sauberen Strom rund um die Uhr, aber
bitte kein 200 Meter hohes Windrad in Sichtweite. NRW als Werkbank
der Windenergie – diese verlockende Vision ist ohne Zugeständnisse
und Anstrengungen nicht realisierbar. Aber sind deshalb ehrgeizige
Zielmarken falsch?
Dass ausgerechnet der größte deutsche Stromproduzent RWE jetzt die
Windkraft-Pläne von Rot-Grün anzweifelt, kommt einerseits zur rechten
Zeit. Soll niemand glauben, die Energiewende spürten in den kommenden
Jahren allein die bösen Konzerne, die viel zu lange auf renditestarke
fossile Brennträger setzten. Einen Preis für den Umstieg werden alle
Bürger zahlen. Andererseits erkennt endlich auch RWE zunehmend die
Chancen der Markt-Umwälzung: Wenn nun das ehemals schmutzige
rheinische Braunkohlerevier Windräder beheimaten soll, ist das eine
schöne Ironie der Energiewende.
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