Natürlich warten Kassenpatienten beim Facharzt
länger als Privatversicherte. Und alle wissen, warum.
Der Arzt
verdient an ihnen mehr Geld – so einfach, so verständlich und
trotzdem
so falsch ist das.
Wenn Ärztepräsident Montgomery beklagt, der Gesundheitsminister
bediene nur böse Vorurteile, muss er die Bevölkerung für ziemlich
dumm halten. Es soll vorkommen, dass Patienten im Wartezimmer
miteinander reden. Deshalb wissen sie ganz genau, wie es läuft. Doch
leider hat Montgomery recht, wenn er Sanktionen für Fachärzte, die
Kassenpatienten zu lange warten lassen, naiv nennt. Zumindest in der
abgeschwächten Form, die Minister Bahr nun offenbar vorschwebt. Dass
die Kassenärzte sich über ihre Vereinigung selbst sanktionieren, ist
wirklich eine ziemlich naive Vorstellung.
Bislang ist noch jede Regierung damit gescheitert, die
Ungerechtigkeiten der deutschen Zwei-KlassenMedizin auch nur zu
lindern. Weil keine das Grundproblem angegangen ist: Die politisch
mindestens geduldete und gerade von der FDP auch gewollte Bevorzugung
von Privatversicherten führt zwangsläufig zur Benachteiligung der
Kassenpatienten. Sie führt dazu, dass von zwei Menschen mit dem
gleichen Meniskusriss einer drei Monate rumhumpelt, bis er in der
Röhre landet, und der andere drei Tage. Das zu beklagen, ohne das
System infrage zu stellen, ist unredlich.
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