WAZ: Amazon-Skandal hat viele Facetten – Kommentar von Ulf Meinke

Wer trägt die Schuld an den zum Teil
menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei Amazon? Sind es die Kunden,
die auf der Jagd nach Schnäppchen einen gnadenlosen Kostendruck
erzeugen? Ist es die Politik, die es versäumt hat, Regeln
durchzusetzen, die Lohndumping verhindern? Ist es das Management von
Amazon, das den nötigen Anstand im Umgang mit den Beschäftigten
vermissen lässt? Der Amazon-Skandal hat viele Facetten. Natürlich ist
es gut, wenn Kunden nur bei Unternehmen einkaufen, die ihre
Beschäftigten ordentlich behandeln. Ja, die Politik muss dringend
Schluss damit machen, dass Leiharbeit als Instrument zur
Lohndrückerei missbraucht werden kann. Schärfere Regeln müssen her,
die es dann zu überwachen gilt. Vor allem aber ist Amazon gefordert.
Schon im eigenen Interesse sollte die Konzernführung erkennen, dass
es sich nicht auszahlt, wenn ein Unternehmen seine Mitarbeiter
gängelt oder einschüchtert. Bislang hat Amazon auf das Prinzip
Geheimniskrämerei gesetzt. Das dürfte nun nicht mehr funktionieren.
Alle Fakten müssen auf den Tisch. Nur wenn Amazon glaubwürdig
aufklärt und die Missstände im eigenen Haus beseitigt, kann auch
wieder das Vertrauen der Kunden wachsen.

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