Verzicht auf das Schnabelkürzen: Geflügelwirtschaft unterzeichnet freiwillige Vereinbarung mit Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt

Die deutsche Geflügelwirtschaft verzichtet künftig
auf das Schnabelkürzen. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben der
Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, der Bundesverband
Deutsches Ei sowie der Verband Deutscher Putenerzeuger heute im
Landwirtschaftsministerium in Berlin unterzeichnet. Mit der
Vereinbarung verpflichtet sich die Geflügelwirtschaft, ab dem 1.
Januar 2017 in Deutschland auf die Einstallung von schnabelgekürzten
Junghennen zu verzichten. Das bedeutet, dass den für diese Haltung
vorgesehenen Legehennenküken ab dem 1. August 2016 die Schnäbel nicht
mehr gekürzt werden. Zudem strebt die Geflügelwirtschaft auch einen
Verzicht auf das Kürzen der Schnäbel von Putenhennen an. Hierfür ist
angesichts noch unvollständiger wissenschaftlicher Erkenntnisse
jedoch eine in der Vereinbarung definierte Prüf- und
Evaluierungsphase unabdingbare Voraussetzung.

Die Vereinbarung folgt dem von Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt im Rahmen der Initiative „Eine Frage der Haltung –
Neue Wege für mehr Tierwohl“ ausgelobten Prinzip der verbindlichen
Freiwilligkeit und setzt auf Kooperation mit der Wirtschaft statt auf
Ordnungsrecht. „Ich habe auf die Eigeninitiative der Wirtschaft
gesetzt und bin nicht enttäuscht worden“, sagte Bundesminister
Schmidt heute Vormittag bei der Pressekonferenz im Ministerium. Er
lobte das Engagement der Branche: „Die Geflügelwirtschaft hat die
ausgestreckte Hand ergriffen und ist bereit, aktiv mitzugestalten –
das ist ein sehr starkes Signal.“ Inhaltlich bewertete der
Bundesminister die Vereinbarung als „Meilenstein“ auf dem Weg zu mehr
Tierwohl.

Für die Geflügelwirtschaft sprach Leo Graf von Drechsel, Präsident
des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, von einem
großen Schritt: „Tierwohl ist zentrales Leitprinzip unserer täglichen
Arbeit, ebenso wie ein stetiger Veränderungswillen. Wir begreifen uns
als konstruktiven Partner, wir hören sehr deutlich, was die
Gesellschaft denkt – und wir sind stolz darauf, diese Vereinbarung
auf freiwilliger Basis umgesetzt zu haben.“

Die Vereinbarung zum Schnabelkürzen sei im Gesamtkontext der
„Geflügel-Charta“ zu sehen, welche von der Branche im Sinne einer
kontinuierlichen Überprüfung des eigenen Handelns bereits vor einiger
Zeit angestoßen worden sei und als Selbstverpflichtung im Herbst der
Öffentlichkeit vorgestellt werde. Graf Drechsel machte deutlich, dass
der Verzicht auf das Schnabelkürzen für die Branche eine enorme
Anstrengung bedeute – auch in finanzieller Hinsicht. Damit dieser
„Kraftakt“ nicht in einen Wettbewerbsnachteil für die deutschen
Eiererzeuger münde, setze die Wirtschaft klar auf die Unterstützung
der Politik: „Wir müssen dieses Thema auch auf europäischer Ebene
voranbringen“, forderte Graf Drechsel eine EU-weite Harmonisierung
und nannte konkret das für die Eierwirtschaft bedeutende Nachbarland
Niederlande. Ebenso wichtig sei die Ãœberzeugungsarbeit in Richtung
Handel und Endverbraucher.

Der Minister sagte der Branche seine aktive und konkrete
Unterstützung bezüglich der EU-Harmonisierung und der Ansprache des
Handels zu. Die Geflügelwirtschaft begrüßt die Ankündigung des
Ministers, eine intensive Informations- und Aufklärungsarbeit in
Richtung Handel und Konsument voranzutreiben. Schmidt betonte: „Die
Geflügelwirtschaft geht in Vorleistung und verdient ein ökonomisches
Entgegenkommen – denn ein Mehr an Tierwohl bedeutet zwangsläufig
einen Kostenanstieg.“

Aus Sicht der Eierwirtschaft schilderte Günter Scheper,
Vorsitzender des Bundesverbands Deutsches Ei, die Herausforderungen,
die die Vereinbarung für den einzelnen Halter mit sich bringe. Es
bleibe ein nicht zu unterschätzendes Restrisiko, dass sich bei
ungekürzten Schnäbeln ein Federpicken- oder Kannibalismusgeschehen
entwickele. Umso relevanter sei es, dass die Vereinbarung dem Halter
im Zusammenspiel mit seinem Tierarzt für den Notfall konkrete
Handlungsoptionen eröffne. „Denn ein Mehr an Tierwohl muss auch ein
Mehr an Tierwohl bleiben.“

Die Vereinbarung im Wortlaut: www.zdg-online.de.

Pressekontakt:
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