Im Rahmen der turnusgemäßen Mitgliederversammlung haben die mehr als 800 ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in der Landesgruppe Sachsen des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) ihren Vorstandsvorsitzenden Igor Ratzenberger einstimmig im Amt bestätigt. Der 54-Jährige betreibt Pflegeeinrichtungen in der Region Dresden und leitet den ehrenamtlichen Vorstand seit 2019. Als dauerhafte Herausforderung nannte Ratzenberger den Fachkräftemangel bei gleichzeitig steigender Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen. Kritik übte er an dem Vorhaben der Bundesregierung, den Pflegeunternehmen den Versorgungsvertrag zu entziehen oder sie in Tarifverträge zu zwingen, ohne parallel auch die zweifelsfreie Refinanzierung dieser Tarife und insbesondere die Überlebensfähigkeit dieser Pflegeeinrichtungen zu sichern. Bisher sind weder das betriebliche Risiko noch das unternehmerische Wagnis angemessen berücksichtigt. Dies gefährde die Existenz der Pflegeeinrichtungen und die Hälfte der Pflegeinfrastruktur.
Aufgrund des hohen Durchschnittsalters im Freistaat gibt es einen hohen Bedarf für Pflegeeinrichtungen in Sachsen. Rund 60 Prozent der stationären und ambulanten Einrichtungen im Freistaat werden privat geführt, meist von mittelständischen Familienunternehmen. Der bisherige und neue Vorsitzende sieht diese durch die Pläne aus dem Bundesgesundheitsministerium in ihrer Existenz gefährdet. „Nach dem gescheiterten Vorstoß von Bundesminister Heil zu einem allgemeinverbindlichen Tarifvertrag soll nun eine verpflichtende Regelung der Gehälter aller Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen durchgesetzt werden. Weiter steigende Löhne werden von uns ausdrücklich begrüßt, da sie den Pflegeberuf noch attraktiver machen können. Wir brauchen und fordern jedoch zwei Dinge: die vollständige und unkomplizierte Refinanzierung der Löhne und die angemessene Berücksichtigung des betrieblichen Risikos und des unternehmerischen Wagnisses. Beides ist nötig, um die Existenz der Pflegeunternehmen und damit ein professionelles pflegerisches Angebot dauerhaft zu sichern“, erläuterte der Vorsitzende.
Igor Ratzenberger, der als gelernter Krankenpfleger den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, wünscht sich von der sächsischen Landesregierung Unterstützung: „Schon heute ist es in einigen Regionen Sachsens schwer, einen ambulanten Pflegedienst für Leistungen der häuslichen Krankenpflege zu finden und auch in Pflegeheimen bilden sich teilweise Wartelisten. In vielen der nach der Wende gegründeten Einrichtungen steht zudem die Suche nach geeigneten Nachfolgern an, da die Gründer altersbedingt ausscheiden. Da ergibt es keinen Sinn, privaten Unternehmern Steine in den Weg zu legen.“
Aus diesem Grund forderte Igor Ratzenberger die Landesregierung auf, auch die Einstellung ausländischer Fachkräfte und Auszubildender nach der Coronapandemie zu erleichtern, um Personal- und Versorgungslücken zu schließen.
Bei der Vorstandswahl wurden neben Igor Ratzenberger auch sein Stellvertreter Frank Zwinscher sowie Angelika Benkenstein, Judith Richter, Michael Eisenberg, Andreas Märten, Christian Timm und Stefan Vogler als Vorstandsmitglieder bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurde Hein Wolf. Aus dem Vorstand ausgeschieden sind Heike Formann, Jörg Petzold sowie Eve Fichtner. Die Mitgliedsunternehmen dankten für das jahrelange Engagement.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) bildet mit mehr als 12.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über 800 in Sachsen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind systemrelevanter Teil der Daseinsvorsorge. Als gutes Beispiel für Public-private-Partnership tragen die Mitglieder des bpa die Verantwortung für rund 365.000 Arbeitsplätze und circa 27.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Die Investitionen in die soziale Infrastruktur liegen bei etwa 29 Milliarden Euro.
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