
Vier neue VDE-Anwendungsregeln definieren Anforderungen für
Anlagen an allen Spannungsebenen und sorgen für die Interoperabilität
der Netze. Mehr Planungs- und Investitionssicherheit für Hersteller,
Netzbetreiber und -kunden.
Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) hat vier
VDE-Anwendungsregeln veröffentlicht, mit denen die nationalen
Anforderungen des Europäischen Network Code „Requirements for
Generators“ (RfG) für Deutschland ausgestaltet sind. Damit hat
VDE|FNN erstmals für alle Spannungsebenen Regeln für
Erzeugungsanlagen definiert, für Mittel-, Hoch- und Höchstspannung
zudem auch für Bezugsanlagen. Die fristgerechte Überführung der
EU-Vorgaben in die nationale Regelsetzung bietet den Akteuren im
Stromsektor den längst möglichen Zeitraum, um die neuen Anforderungen
umzusetzen. Ab 28. April 2019 müssen alle Neuanlagen an Nieder-,
Mittel-, Hoch- und Höchstspannung entsprechend angeschlossen und
betrieben werden. Die VDE-Anwendungsregel „Erzeugungsanlagen am
Niederspannungsnetz“ (VDE-AR-N 4105) sowie die „Technischen
Anschlussregeln (TAR) Mittelspannung“ (VDE-AR-N 4110), „TAR
Hochspannung“ (VDE-AR-N 4120) und „TAR Höchstspannung“ (VDE-AR-N
4130) sind ab sofort im VDE-Shop unter https://shop.vde.com/de/
erhältlich.
Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE|FNN, erklärt: „Unsere
neuen Regeln bieten Produktentwicklern, Herstellern sowie Netzkunden
und Netzbetreibern mehr Planungs- und Investitionssicherheit.
Insbesondere mit Vorgaben für Erneuerbare-Energien-Anlagen und
innovative Technologien wie Elektromobilität und Speicher ebnen wir
den Weg für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland und Europa.
Entscheidend dafür ist, dass das Regelwerk mit allen relevanten
Fachkreisen erarbeitet und abgestimmt ist. Es ist anerkannt,
praxisgerecht und dient an der Schnittstelle von Anlage und Netz dem
sicheren Systembetrieb.“
Was leistet das neue Regelwerk?
Mit den vorliegenden Anwendungsregeln sind erstmals für sämtliche
Spannungsebenen aufeinander abgestimmte, einheitlich aufgebaute
Regeln verfügbar. Durch die vielen, oft kleinen
Erneuerbaren-Energien-Anlagen werden deutlich mehr Anlagen an die
Nieder- und Mittelspannungsnetze angeschlossen als früher. Das bringt
viele neue Herausforderungen mit sich. Das neue Regelwerk steht für
eine sichere Netzintegration erneuerbarer Energien. Zudem stellt
VDE|FNN die Interoperabilität der Netze sicher. Dies ist im Interesse
des grenzüberschreitenden Stromhandels notwendig – dem erklärten Ziel
der EU für die Europäischen Network Codes.
Größte Vereinfachung im Bereich Niederspannung
Für die Niederspannung sind derzeit noch verschiedene Richtlinien
von mehreren Verbänden gültig. Ziel von VDE|FNN ist es, die Vielzahl
der aktuell gültigen Unterlagen zu reduzieren. Die vorliegende
Anwendungsregel für Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz sowie
die im Laufe der kommenden Monate erscheinende TAR Niederspannung
(VDE-AR-N 4100) werden mehrere Unterlagen bündeln. Langfristig ist
eine Zusammenführung beider Unterlagen vorgesehen.
EU-Notifizierungsverfahren ausstehend, Übergangsfrist bis 27.
April 2019
Der aktuellen Veröffentlichung der Anwendungsregeln ging eine
öffentliche Konsultationsphase zu den Entwürfen voraus, die
zahlreiche Experten und Verbände nutzten. Nun steht für deren
Gültigkeit und Aufnahme in das VDE-Vorschriftenwerk die Notifizierung
durch die Europäische Kommission aus. Das Verfahren dafür wird
mindestens drei Monate in Anspruch nehmen. Dabei wird die Umsetzung
der Europäischen Network Codes auf unzulässige Einschränkungen des
EU-Binnenmarktes etwa durch Bevorzugung nationaler Anbieter geprüft.
Vorgesehen ist eine Einführungs- und Übergangsfrist bis 27. April
2019.
Die Europäischen Network Codes
Die Europäischen Network Codes – europaweit harmonisierte
Netzzugangsbedingungen – wurden von der Europäischen Kommission
entwickelt, um den Wettbewerb im Elektrizitätsbinnenmarkt zu fördern.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
gestaltet VDE|FNN die nationalen Anforderungen in Form von
VDE-Anwendungsregeln aus. Darin beschreibt VDE|FNN sowohl die
konkreten EU-Vorgaben als auch die Spezifika für das deutsche
Stromsystem. Neben dem RfG arbeitet VDE|FNN auch an der Ausgestaltung
des „Network Code on Demand Connection“ (DCC) und „Network Code on
High Voltage Direct Current“ (HVDC).
Über das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN)
Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) entwickelt die
Stromnetze vorausschauend weiter. Ziel ist der jederzeit sichere
Systembetrieb bei steigender Aufnahme von Strom aus erneuerbaren
Energien. VDE|FNN macht innovative Technologien in Form von
VDE-Anwendungsregeln und technischen Hinweisen schnell
alltagstauglich und systemkompatibel. Mitglieder sind über 450
Netzbetreiber, Stadtwerke, Hersteller, Anlagenbetreiber, Behörden und
wissenschaftliche Einrichtungen.
Über den VDE
Der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und
Informationstechnik ist mit 36.000 Mitgliedern (davon 1.300
Unternehmen) und 1.600 Mitarbeitern einer der großen
technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Der VDE vereint
Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach. Die
Themenschwerpunkte des Verbandes reichen von der Energiewende über
Industrie 4.0, Smart Traffic und Smart Living bis hin zur
IT-Sicherheit. Der VDE setzt sich insbesondere für die Forschungs-
und Nachwuchsförderung sowie den Verbraucherschutz ein. Das
VDE-Zeichen, das 67 Prozent der Bundesbürger kennen, gilt als Synonym
für höchste Sicherheitsstandards. Hauptsitz des VDE ist Frankfurt am
Main. www.vde.com
Pressekontakt:
Melanie Unseld, Tel. 069 6308461, melanie.unseld@vde.com
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