– Lageurteile erstmals seit langem etwas schwächer,
Erwartungen auf neuem Allzeithoch
– Beschäftigungspläne nochmals expansiver
– Spürbarer Auftrieb bei Preiserwartungen
Das Geschäftsklima der mittelständischen Unternehmen bleibt über
den Jahreswechsel hinweg nicht nur sehr gut; es hat sich gegenüber
dem Dezember 2010 sogar nochmals auf einen erneuten Rekordwert
verbessert. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen steigt dieser
zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Januar 2011
um 0,9 Zähler auf 28,4 Saldenpunkte, der Vergleichswert der
Großunternehmen zieht um 1,9 Zähler auf 32,9 Saldenpunkte an. Für die
Mittelständler bedeutet dies den zweiten und für die großen Firmen
sogar den vierten Rekordstand in Folge.
Im Unterschied zu den Vormonaten stützt sich der neuerliche
Klimaanstieg im Januar aber ausschließlich auf die verbesserten
Geschäftserwartungen an das kommende Halbjahr (Mittelstand: +2,2
Zähler auf 24,8 Saldenpunkte; Großunternehmen: +5,9 Zähler auf 27,9
Saldenpunkte). So positiv waren die Erwartungen an die nähere Zukunft
noch nie seit Beginn der Berechnungen des Indikators im Januar 1991.
Demgegenüber gehen die Urteile zur aktuellen Geschäftslage im
Mittelstand minimal um 0,4 Zähler auf 31,7 Saldenpunkte zurück. Dies
ist der erste marginale Rückgang seit Februar 2010. Bei den
Großunternehmen fällt das Minus mit -2,3 Zählern auf 37,4
Saldenpunkte zwar etwas ausgeprägter aus, bewegt sich aber noch
deutlich unterhalb einer durchschnittlichen Monatsschwankung, so dass
insgesamt von einer Stagnation der Lageurteile auf einem im
historischen Vergleich sehr hohen Niveau zu sprechen ist.
Parallel zu den weiter steigenden Klimawerten zeigen sich auch die
Beschäftigungspläne der Firmen zu Jahresbeginn 2011 weiter
ausgesprochen expansiv.
So sind sie im Mittelstand ein weiteres Mal auf ein neues
Allzeithoch angezogen und halten sich bei den Großunternehmen auf dem
zuvor erreichten Rekordniveau. Demnach dürfte sich der Abbau der
Arbeitslosigkeit in diesem Jahr weiter fortsetzen. Nochmals an
Dynamik gewonnen haben zudem die Preiserwartungen der Unternehmen,
was angesichts der guten Konjunkturperspektiven allerdings zu
erwarten war (Mittelstand: +3,7 Zähler auf 15,2 Saldenpunkte;
Großunternehmen: +3,6 Zähler auf 12,9 Saldenpunkte). Der Januarstand
entspricht in etwa den Spitzenniveaus während des
Vorkrisenaufschwungs 2006 bis 2008, als sich die jährliche
Inflationsrate zwischen 1,6 % und 2,6 % bewegte. Insofern sind
inzwischen zwar eine gewisse Wachsamkeit aber noch keine
übertriebenen Inflationsbefürchtungen angebracht.
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW: „Deutschland dürfte auch
2011 mit überdurchschnittlichem Wachstum das konjunkturelle Zugpferd
der Eurozone sein. Wir erwarten ein Realwachstum von 2,6%. Allerdings
sollte man berücksichtigen, dass aufgrund des hohen
Wachstumsüberhangs aus 2010 von rund 1,4 Prozentpunkten die
konjunkturelle Verlaufsdynamik wesentlich schwächer ist. Zudem
bestehen beträchtliche Risiken: Neben der weiter schwelenden
Eurokrise sind dies mögliche Störungen der Weltwirtschaft. Diese
könnten durch die Entwicklung im arabischen Raum, aber auch durch
protektionistische Tendenzen – besonders aus dem angespannten
wirtschaftlichen Verhältnis der USA und Chinas heraus – ausgelöst
werden. Eine weiterer Risikofaktor wäre eine unerwartet stark
anziehende Inflationsrate, die die reale Kaufkraft der Verbraucher
beschneiden und die EZB rascher als erwartet zu einer
konjunkturdämpfenden Zinserhöhung veranlassen könnte.“
Die ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafiken zum
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist unter www.kfw.de in der Kategorie
„Research“ abrufbar.
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