Über die Hälfte der Patienten, deren Haut
beispielsweise bei Unfällen um mehr als 70 Prozent verbrannt ist,
überleben mittlerweile ihre schweren Verletzungen. „Unser Wissen über
großflächige und tiefe Verbrennungen konnten wir in den vergangenen
Jahrzehnten stetig erweitern. Dadurch können heute selbst Menschen
gerettet werden, die noch vor wenigen Jahren kaum eine
Ãœberlebenschance gehabt hätten“, betonte Dr. Bernd Hartmann vom
Berliner Unfallkrankenhaus am Freitag auf dem 35. Interdisziplinären
Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ der
Bundesärztekammer in Berlin. Vor allem verbesserte
intensiv-medizinische Maßnahmen, geänderte Operationsprotokolle sowie
moderne Techniken des Wundverschlusses hätten dazu beigetragen, die
Mortalität von Brandverletzten zu verringern.
Tiefer gehende Wunden bedürfen einer chirurgischen Behandlung,
erklärte Hartmann. Diese sehe ein Abtragen des verbrannten Gewebes
bis in Vitalstrukturen und eine nachfolgende Transplantation von
Eigenhaut vor. Da Eigenhaut jedoch nicht unbegrenzt entnommen werden
könne, müsse die zur Verfügung stehende Fläche durch verschiedene
neuartige Methoden vergrößert werden. „Wenn bei ausgedehnten
Verbrennungen mehr als 70 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind
und die noch vorhandene Eigenhaut nicht ausreicht, muss auf ein
Kulturhautverfahren zurückgegriffen werden“, so Hartmann. Bei diesem
komplexen und zeitaufwendigen Verfahren werde im Labor
patienteneigene Haut nachgezüchtet, die anschließend auf die Wunden
übertragen wird.
Die Betreuung eines Patienten mit Brandverletzungen ist eine
interdisziplinäre Aufgabe. „Um dem Patienten eine bestmögliche
Lebensqualität zurückzugeben, bedarf es neben einer umfangreichen
medizinischen Behandlung auch einer sozialen Rehabilitation der
Patienten“, ergänzte Prof. Dr. Peter Mailänder, Direktor der
Universitätsklinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie und
Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte Lübeck. Der Erfolg beruhe
vor allem auf der engen Kooperation eines ausreichend ausgestatteten
medizinischen Behandlungszentrums und den anderen an der Betreuung
Beteiligten, wie dem Versicherungsträger und dem sozialen wie
beruflichen Umfeld des Verletzten. Da die Behandlung zudem langwierig
und somit auch kostenintensiv sei, müsse die Behandlung
Schwerbrandverletzter in Deutschland dauerhaft auf ein finanziell
stabiles Fundament gestellt und eine zentrenorientierte ambulante
Nachbehandlung aufgebaut werden“, forderte Mailänder.
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