tz München: „Freude“ über Osamas Tod Das passt nicht zur Kanzlerin

Die Bundesregierung lehnt es ab, unseren
Bundeswehrsoldaten in Afghanistan die gezielte Tötung von Taliban-
oder Al-Kaida-Führern zu befehlen. US-amerikanische Soldaten hingegen
dürfen sehr wohl gezielt töten – und arbeiten dabei regelrechte
Kopf-Listen ihrer Regierung ab. Umso erstaunlicher, dass nun
ausgerechnet die Kanzlerin des heute so wenig kriegslüsternen
Deutschlands ganz offen von „Freude“ über die Tötung Osama bin Ladens
spricht. Wo US-Präsident Barack Obama kluge Worte frei von
Rachegefühlen gefunden hat, als er seinem Volk die Erschießung des
US-Erzfeindes verkündete, trat Merkel ins Fettnäpfchen. Verständlich
zwar, wenn sie aus einem Gefühl der Erleichterung über den Tod eines
Massenmörders heraus so denkt – aber als Kanzlerin, die einem Staat
vorsteht, der die Todesstrafe ablehnt, darf sie nicht so formulieren.
Gerade die vorsichtige Pastoren-Tochter Merkel, die sonst kaum
Gefühle zeigt und sich meist hinter staubtrockenen, blutleeren Worten
versteckt, gibt die Rächerin in Wild-West-Manier: Das passt nicht zu
ihr. Und schon gar nicht zu unserem Rechtsstaat.

Klaus Rimpel

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