Nach der Rezession, in die die türkische Wirtschaft in der zweiten
Hälfte des Jahres 2018 geriet, gibt sich der private Sektor in Bezug auf die
wirtschaftlichen Aussichten eher skeptisch. Das hat eine Befragung des
internationalen Kreditversicherers Coface ergeben. Demnach erwarten viele
Unternehmen (44 Prozent), dass sich die wirtschaftlichen Bedingungen in der
Türkei im Jahr 2020 verschlechtern werden. 21 Prozent gehen allerdings von einer
Verbesserung aus.
Die Verlangsamung der Inlandsnachfrage, die zwei Drittel des türkischen BIP
ausmacht, ist einer der Gründe für die verhaltenen Erwartungen. Tatsächlich
gaben über 40 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Verkäufe auf dem
Inlandsmarkt im Jahr 2019 zurückgegangen sind. 39 Prozent gehen davon aus, dass
die Umsätze im Inland 2020 auf dem gleichen Niveau bleiben, während 35 Prozent
mit einem Anstieg rechnen. Die Erwartungen für den Export sind positiver: Zwei
Drittel (65 Prozent) der Unternehmen gehen davon aus, dass ihre Exportumsätze im
Jahr 2020 steigen werden, 25 Prozent erwarten, dass sie stagnieren werden.
Kürzere Zahlungsziele spiegeln Präferenz für Liquidität wider
Die Zahlungsverzögerungen bei türkischen Unternehmen betragen im Durchschnitt 41
Tage auf dem Inlandsmarkt und 58 Tage bei Exportverkäufen. Das durchschnittliche
Zahlungsziel, das türkische Unternehmen ihren Kunden einräumen, ist 85 Tage auf
dem Inlandsmarkt und 69 Tage auf den Exportmärkten. Vor zwei Jahren, bei der
ersten Befragung waren es für beide Marktbereiche 108 Tage. „Die kürzeren
Zahlungsziele zeigen die Vorsicht der Unternehmen“, meint Seltem Iyigun,
Economist bei Coface für die Region Naher Osten und Türkei.
Dabei ist die durchschnittliche Zahlungsfrist im internationalen Maßstab nach
wie vor recht lang. In der Türkei verlangen nur 40 Prozent der Unternehmen von
ihren Exportkunden, dass die Zahlungen innerhalb von 60 Tagen erfolgen. Auf dem
Inlandsmarkt ist dieser Anteil mit 33 Prozent noch geringer. In Deutschland
beträgt die Zahlungsfrist bei 87 Prozent der Unternehmen bis 60 Zage, in Polen
bei 65 Prozent und in China bei 44 Prozent.
Kredite bleiben weiterhin ein Thema für den türkischen Unternehmenssektor. Denn
für den Fall, dass die Forderungen auf dem Inlandsmarkt nicht eingezogen werden
können, decken 40 Prozent den Ausfall aus Eigenmitteln ab, während 28 Prozent
Bankkredite aufnehmen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen (37 Prozent)
verlangen von ihren Kunden eine Anzahlung. Dagegen hat die Kreditversicherung
noch Wachstumspotenzial. Auch wenn ihre Funktion einer Mehrheit (62 Prozent)
bekannt ist, nutzen sie nur 26 Prozent gegen eine mögliche Nichtzahlung ihrer
Kunden.
Mehr zur Befragung: www.coface.de
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