Trierischer Volksfreund: Mordanschlag auf US-Politikerin – Kommentar, Trierischer Volksfreund, 10.01.2011

Ein Attentäter, dessen genaue Motive noch im Dunkeln
liegen, schießt auf eine Abgeordnete der Demokraten, die zuvor
bildhaft von der prominenten Republikanerin Sarah Palin ins
Fadenkreuz eines Gewehrs genommen worden war. Auch wenn dies nur auf
einer Facebook-Seite geschah: Die Konservative mit klaren Ambitionen
auf die nächste Präsidentschaft dürfte es nun schwer haben, sich
dieser Bürde zu entledigen – selbst wenn die Ermittler keinen
direkten Zusammenhang zur Bluttat von Arizona und den damit
verbundenen zahlreichen Opfern herstellen sollten. Denn die
Waffennarrin Palin hatte hier eine Form von Wildwest-Symbolik
gewählt, die in der politischen Debafte nichts verloren hat.

Das Attentat kann aber auch aus anderen Gründen zumindest als
Indiz für die fortschreitende innere Radikalisierung der USA dienen:
Wenn bei Demonstrationen Konservative offen ihre Schußwaffen zur
Schau stellen und gelegentlich mit Blick auf den „Hitler Obama“ davon
sprechen, das Land müsse „zurückerobert“ werden, so kann solch
kriegerische Semantik auch radikale Wirrköpfe wie den Todesschützen
von Tucson bestärken.

Barack Obama trägt allerdings auch eine Mitschuld an der
Verschärfung der Tonart. Zuwenig hat er sich trotz eindeutiger
Wahlkampf-Versprechen um einen Ausgleich mit den Republikanern bemüht
– und kürzlich sogar gegenüber Latino-Organisationen politisch
Andersdenkende als „Feinde“ bezeichnet, die es zu bekämpfen gelte.
Auch die Aufgabe des Präsidenten wird es nun sein, den Diskurs in
diesem politisch gespaltenen Land schnell wieder in zivilere Bahnen
zu führen.

Autor: Friedemann Diederichs

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Trierischer Volksfreund
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