Nach dem Ende mit Schrecken bei Air Berlin ist den
meisten Beschäftigten ein beruflicher Neuanfang gelungen, aber wie
viel Zweckoptimismus und wie viel Realismus in den pauschalen
Erfolgsmeldungen steckt, kann nach Auffassung der Transferträger
niemand wirklich wissen.
Am 15. August 2017 beantragte Air Berlin die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens, mehr als 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Die
drei Transferträger, BOB Transfer, Mypegasus und die Berliner
Personaltransfer – sie werden von der Essener PCG – Project Consult
koordiniert – haben jetzt Zwischenbilanz gezogen.
„Transfergesellschaften sind ein bewährter Ansatz, den
Personalabbau in Unternehmen sozialverträglich zu gestalten,
insbesondere wenn eine große Anzahl von Arbeitskräften gleichzeitig
betroffen ist“, betont Mypegasus-Geschäftsführer Jan Kiehne. „Wir
können die Menschen in solchen Krisensituationen individuell betreuen
und zügig in neue Arbeitsverhältnisse vermitteln.“ Es sei wichtig,
sich klar zu machen, dass bei Air Berlin mit Piloten, Kabinen-,
Bodenpersonal und Technik ein sehr heterogenes Berufsspektrum
vorhanden war, dessen Vermittlungschancen entsprechend differenziert
zu beurteilen seien. Piloten und Kabinenpersonal hatten mehr
Möglichkeiten, unmittelbare Anschlussbeschäftigung zu finden, als das
Boden- und Technikpersonal.
Für die Transfergesellschaft Boden, die dank der Unterstützung des
Berliner Senats im November 2017 gebildet werden konnte, ergibt sich
nach Auskunft von Siegfried Backes, Geschäftsführer von
Personaltransfer, dieses Bild: Von den 608 Personen, deren
Transferprozess beendet ist, haben 496, also 81,6 Prozent, eine neue
Beschäftigung oder wissen, wie es in ihrem Berufsleben weitergeht.
Von den über 55jährigen sind nur 56,9 Prozent wieder in Arbeit. Rund
zehn Prozent der neuen Beschäftigungen entfallen auf die Branchen
Handel/ E-Commerce. Im Vergleich zu anderen Transfers ist auch der
öffentliche Dienst in Berlin mit zehn Prozent, sonst circa zwei
Prozent, stark vertreten.
Ihren neuen Arbeitsplatz haben 50,2 Prozent wieder in der
Luftfahrtbranche selbst oder in verwandten Bereichen wie Tourismus
und Verkehr gefunden. Backes betont, es sei auch der
Ver-mittlungsarbeit der Transfergesellschaft zu verdanken, dass die
Mitarbeiter schnell in neue Airlines integriert werden konnten und
dadurch die Flugbewegungen in Berlin schon im Juni 2018 fast wieder
das gleiche Niveau hatten wie vor der Air Berlin Insolvenz. „Hätten
sich die Mitarbeiter einzeln arbeitslos melden müssen, wäre diese
direkte Vermittlung nicht möglich gewesen.“ Ein weiterer großer
Vorteil von Transfergesellschaften sei die Möglichkeit der
Teilnehmer, sich weiterzubilden oder vorhandene Qualifikationen zu
erneuern. Knapp ein Drittel der ehemaligen Boden-Mitarbeiter habe die
Gelegenheit genutzt, während der Transferzeit berufliches Wissen
gezielt zu aktualisieren und so die Vermittlungsaussichten zu
verbessern.
In der Transfergesellschaft Air Berlin Technik haben bisher 586
Teilnehmer abgeschlossen. Davon konnte für 440, also für 75 Prozent,
eine neue berufliche Perspektive gewonnen werden. „Es waren wirklich
turbulente Bedingungen für die Transferarbeit“, sagt Jan Kiehne,
„umso stolzer bin ich auf die Art und Weise, in der die Kolleginnen
und Kollegen der drei Transferträger hier erfolgreiche Arbeit
geleistet haben.“ Peter Klöckner, Geschäftsführer der BOB Transfer,
hebt die positive Resonanz interner Befragungen der
Transferteilnehmer hervor. Er weist allerdings auch darauf hin, dass
sich für einzelne Teilnehmer die Arbeitsbedingungen und das Gehalt
verschlechtert haben. „Wir wissen, dass viele erst einmal wieder
befristet eingestellt wurden. Wir kennen auch Einzelfälle mit
Gehaltseinbußen von 20 bis 30 Prozent, die Gewerkschaft ver.di
spricht sogar von 40 Prozent.“
Für beide Transfergesellschaften, die auch Zuschüsse aus dem
Europäischen Sozialfonds (ESF) erhalten und zusammen rund 1500
Teilnehmer umfassen, ist die Arbeit noch nicht zu Ende. Die
Koordinierungsstelle hat eine sozialwissenschaftliche
Begleituntersuchung der Vermittlungsarbeit in Auftrag gegeben.
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