Textildesign als Beruf – Technik und Kreativität

Frau Hagn, was kann ich mir konkret unter der Arbeit als TextildesignerIn vorstellen?

Hagn: Ein Textildesigner entwirft Stoffe, im Optimalfall entwickelt er die Stoffe auch gleich.
Design und Colorierung, also Farbe und Form sind marktrelevante Kriterien nach denen
ein Designer vorgeht. Die Entwicklung passender Stoffqualitäten perfektioniert das
Können eines Textildesigners. Dieser Schritt erfordert ein hohes Maß an Verständnis von
und Interesse für die Technik, die am Herstellungsprozess beteiligt ist.

Welche unterschiedlichen Schwerpunkte und Berufsbilder gibt es?

Hagn: Für jede Art der Erzeugung von Textilien gibt es spezielle Herstellungsverfahren.
Jedes dieser Verfahren erfordert umfassende technische Kenntnisse. Dabei unterscheidet
die Textilbranche zwischen gedruckten, gestrickten, gewirkten oder gewebten Stoffen.
Daraus entstehen die so genannten Modestoffe, Heimtextilien oder technische Gewebe.
Rein technisch gibt es noch viele weitere Unterscheidungen zum Beispiel in Flachgewebe
oder Schlingengewebe. Textilerzeugung ist ein technisch anspruchsvolles, umfangreiches
Tätigkeitsfeld.

Welche Anforderungen sollte jemand mitbringen?

Hagn: Da die Technik eine wesentliche Rolle bei der Textilherstellung spielt, ist das
Verständnis für technische Zusammenhänge Voraussetzung für diese Arbeit. Neben sehr
gutem zeichnerischen Können braucht es ein gutes Gespür für Farben, Formen und
Trends im Bereich Lifestyle und Mode. Auf Vorgaben des Marktes und Wünsche der
Verbraucher und Hersteller einzugehen, ist ebenfalls sehr wichtig, da sich ein Stoff auch
verkaufen muss.

Wie ist das Verhältnis von Kreativität und technischem Know-how im Textildesign
einzuschätzen?

Hagn: Das Verhältnis von Technik zu Kreativität ist etwa 50 zu 50. Als Designer von
Textilien muss man wissen, wie man etwas kreiert, aber auch, wie und ob es technisch
umzusetzen ist.

Wie verstehen Sie persönlich Ihre Arbeit?

Hagn: Meine Arbeit als Textildesignerin ist ein vielseitiges Betätigungsfeld. Kreativität
leben, Handwerk nutzen, Trends erforschen, mit modernen und traditionellen Stoffen und
Maschinen umgehen … – all das und die Reisen ins Ausland machen meine Arbeit so
besonders und stellen eine persönliche Bereicherung dar.

Als selbstständige Textildesignerin führen Sie ein ganzes Unternehmen, welche Aufgaben
fallen da an?

Hagn: Viele (lacht)! Neben den schon genannten Aufgaben im Bereich Gestaltung und
Textildesign, besuche ich regelmäßig Messen und meine Geschäftspartner auf der ganzen
Welt. Organisationstalent und kaufmännisches Geschick gehören natürlich auch zum
täglich Brot.

Wie wichtig ist für den Erfolg Ihres Unternehmens die Technik – Sie verfügen ja in diesem
Bereich über besondere Kompetenzen?

Hagn: Nur kreativ zu sein, reicht im Textildesign nicht. Es ist ein hart umkämpfter Markt,
dessen Produktion sich weitgehend in außereuropäische Länder verlagert hat. Neben
einer künstlerischen Begabung und Kreativität sollte ein angehender Textildesigner
unbedingt über die Technik hinter den Textilien bescheid wissen. Im Bereich gewebter
Stoffe müssen die Webmaschinen mit so genannten Bindungen gespeist werden. Das
geht nur, wenn ein Muster, bzw. Design, für die Webmaschinen angelegt wird. Technische
Bedingungen und kreative Ideen bedingen sich gegenseitig und sollten Hand in Hand
gehen.

Welchen Rat würden Sie jungen, an dem Beruf interessierten Menschen, geben?

Hagn: Wer als Textildesigner Erfolg haben möchte, sollte sich sehr genau über das
Berufsfeld und die beruflichen Chancen informieren. Je nach Bereich, sollte man eine
entsprechende Ausbildung abgeschlossen haben. Generell gibt es in Deutschland immer
weniger Stellen. Die Wahl dieses Berufes sollte also gut durchdacht sein.

Wie schaffen Sie einen Ausgleich neben dem Alltag?

Hagn: Textildesign ist natürlich nicht alles. Ich liebe die Natur, treibe regelmäßig Sport und
lese mit viel Vergnügen. Außerdem spielen meine Tiere eine wichtige Rolle.