Derzeit meldet die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit 1.486 freie Stellen im Schleswig-Holsteiner Gastgewerbe. Bei den Lehrstellen sind 347 in der Gastronomie und 157 in der Hotellerie nicht besetzt. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer sieht in der anhaltenden Flüchtlingswelle aus Krisenregionen wie Syrien, dem Irak und Afghanistan auch Chancen für den ‚echten Norden‘: „Wir arbeiten eng mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) zusammen. Um eine schnelle Integration der Flüchtlinge in Arbeit zu ermöglichen, ist es wichtig, zügig Informationen über ihre Kompetenz zu erfahren. Ein ‚Erstprofiling‘ gehört daher zum Maßnahmenpaket der BA, um Qualifikationen und Neigungen der Flüchtlinge, die an unserem Arbeitsmarkt eine gute Chance haben, zu erfassen.“ Das Innenministerium Schleswig-Holstein hat seit dem 25.9.15 eine neue Seite mit Informationen rund um das Thema ‚Flüchtlinge in Schleswig-Holstein‘ ins Internet gestellt. http://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/IV/_startseite/Artikel/FluechtlingeSH.html
Thomas Letixerant, stellvertretender Leiter der Regionaldirektion Nord, sieht in den Flüchtlingen ein großes Potential an Arbeits- und Ausbildungskräften: „Wir stehen mit unserer kleinen Sondertruppe für das Profiling relativ am Anfang und können noch keine verlässlichen Daten über die Qualifikation der Flüchtlinge geben, aber über die Altersstruktur: 2/3 sind unter 30 Jahre und gut die Hälfte ist unter 25 Jahre. Wir müssen in sie investieren, denn es lohnt sich. Es sind nicht die Fachkräfte von morgen, sondern von übermorgen.“
Reichten 2010 rund 48.500 Ausländer einen Asylantrag in Deutschland ein, stellten allein von Januar bis August 2015 über 256.900 Menschen einen Antrag. Doch wie findet der suchende Hotelier oder Gastronom geeignete Flüchtlinge, und was muss er als Arbeitgeber berücksichtigen? „Erste Anlaufstelle ist der Arbeitgeberservice der BA, denn wir wissen, welche Asylsuchenden geeignet sind, welche Kompetenzen sie mitbringen und wo noch unterstützt werden muss. Auch die Arbeitgeber sollten handeln und eine Willkommensstruktur schaffen, die das soziale Umfeld für die Flüchtlinge und deren Historie mit einbezieht“, rät Thomas Letixerant im InfoRadio des DEHOGA Schleswig-Holstein. Link: http://www.dehoga-sh.de/inforadio-dehoga
Wer aus seinem persönlichen Umfeld einen Kontakt nutzen möchte, sollte sicherstellen, dass die rechtlichen Voraussetzungen einer Arbeitsaufnahme gegeben sind. Unternehmen, die Flüchtlinge einstellen wollen z.B. für ein Einstiegspraktikum oder eine Ausbildung, können unter bestimmten Bedingungen eine Förderung der BA in Anspruch nehmen. Welche
Möglichkeiten es gibt finden Sie unter http://www.dehoga-sh.de/pressemitteilungen oder in der Broschüre ‚Potenziale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen‘.
Auch der DEHOGA setzt sich für die Integration der Flüchtlinge ein und unterstützt seine Mitglieder. Seit drei Jahren bildet die Gewerbeschule Nahrung und Gastronomie in Lübeck Flüchtlinge in sogenannten DaZs Klassen (Deutsch als Zweitsprache) weiter. Alle haben zuvor einen 3-6-monatigen Deutschkurs absolviert und werden dann innerhalb von einem Jahr für den gastgewerblichen Arbeits- und Ausbildungsmarkt fit gemacht.
Geflüchtete Menschen bringen oft berufliche Erfahrungen aus ihren Herkunftsländern mit. In der Regel besteht keine mittelfristige Rückkehrmöglichkeit und viele möchten ihre Verwandten im Herkunftsland unterstützen. Sie bringen daher eine überdurchschnittliche Motivation, Eigeninitiative sowie eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft mit, die auch zum Teil fehlende Sprachkenntnisse und Zeugnisse kompensiert.