
Eine Umfrage des Fachverbands procure.ch unter 350 Mitgliedsunternehmen ergab, dass 90 Prozent der Befragten über die Landesgrenzen hinaus sourcen. Wer international einkauft, muss jedoch die damit verbundenen, möglichen negativen Effekte einkalkulieren – allen voran Wechselkursschwankungen, Qualitätsverluste, Transportschäden, Lieferverzögerungen sowie Knowhow-Verluste. Ein systematisches Management derartiger Risiken erfolgt allerdings in kleinen und mittelständischen Firmen eher selten. Dabei mangelt es nicht am Willen der Unternehmen. Es fehlen schlicht und ergreifend praktikable Lösungen, deren Umsetzungsaufwand in einem sinnvollen Verhältnis zum eingegangenen Risiko steht.
Forscher und Industriepartner erhalten Förderung durch Innosuisse
Einem Konsortium aus der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur, der Berner Fachhochschule und Industriepartnern bewilligte die Innovationsförderagentur des Bundes Innosuisse finanzielle Unterstützung für ein passgenaues Forschungsprojekt: Die Projektbeteiligten entwickeln wissenschaftlich fundiert das Instrument iBERIMA – kurz für „internationales Beschaffungsrisikomanagement” –, mit dem Schweizer Unternehmen die Risiken der internationalen Beschaffung erkennen, bewerten und kontrollieren können. Als einen der Industriepartner holten die Forscher die Zuger Saphirion AG an Bord, die das Instrument in einer Software abbilden und so der Wirtschaft zugänglich machen soll.
Risikobewertung per NLPP-Software
Saphirion ist der Hersteller der NLPP-Methode und -Software, abgekürzt für Non-linear Performance Pricing. Die Methode bündelt eine Sammlung von statistischen Analyseverfahren, um Preise bewerten zu können, und wurde in einer einfach zu nutzenden Anwendung umgesetzt. Die NLPP-Anwendung betrachtet Preise und Produktmerkmale in Kombination. Hierbei bewertet sie die Abhängigkeit des Preises von beliebigen Merkmalen wie Gewicht, Länge, Menge, Lebensdauer etc. So entstehen präzise Zielpreisformeln, die aufzeigen, inwieweit die einzelnen Merkmale den Produktpreis beeinflussen.
Da die NLPP-Methodik universell anwendbar ist, können auch für jeden Lieferanten, jede Region etc. individuelle Zielpreisformeln berechnet werden. Diese Allgemeingültigkeit ist der Schlüssel für „Was wäre, wenn”- Simulationen.
Für ein funktionierendes Risikomanagement sind diese “Was wäre, wenn”-Fragen wiederum der Schlüssel, um Risiken monetär bewerten zu können. Fragen wie „Was wäre, wenn wir Produkte von Lieferant A zu Lieferant B verlagern müssten?” oder „Welche Auswirkungen hätte es, wenn wir unsere Teile künftig in der Region X anstatt Y beschaffen müssen?”, können mit Hilfe der NLPP-Simulationsmodelle sicher beantwortet werden.
„Wir freuen uns sehr, unsere Expertise in das iBERIMA-Projekt einbringen zu dürfen”, so Robert M. Münch, CEO der Saphirion AG. „Mit unserer Softwarelösung NLPP unterstützen wir bereits Unternehmen branchenübergreifend bei der schnellen und einfachen Bewertung von Produktpreisen und der monetären Simulation verschiedener Beschaffungsszenarien. Nun haben wir die Chance, mit dem Konsortium den nächsten Schritt zu gehen und das für die Schweizer Wirtschaft dringliche Thema des Risikomanagements auf ein neues, systematisiert-digitales Level zu hieven.”
Als Projektpartner sind neben der Saphirion AG beteiligt: HTW Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur, Berner Fachhochschule BFH, Global Sourcing Services AG, Dopag Dosiertechnik und Pneumatik AG, Telsonic AG, Veratron GmbH, Mathys AG, RUAG Corporate Services AG, Hamilton Medical AG sowie der Fachverband procure.ch.