SWR Koproduktion im Rennen um den Oscar / Preisgekrönter Dokumentarfilm „Die letzten Männer von Aleppo“ heute (23.1.2018) nominiert // „Weißhelme“ kämpfen in Syrien für Menschlichkeit (FOTO)

Die SWR Kinokoproduktion „Die letzten Männer von Aleppo“ („Last
Men In Aleppo“) des syrischen Regisseurs Feras Fayyad und seines
dänischen Koregisseurs und Cutters Steen Johannessen ist für den
Oscar in der Kategorie Dokumentarfilm nominiert. Die Academy of
Motion Picture Arts and Sciences hat aus ursprünglich 170 Filmen fünf
für diese Kategorie ausgewählt. Die Verleihung findet am 4. März 2018
statt. Der Film begleitet die sogenannten „Weißhelme“. Die
freiwilligen Helfer gehören zu denjenigen, die nach Bombenangriffen
oder Anschlägen als Erste zur Unglücksstelle eilen, um Menschenleben
zu retten – aber viel zu oft nur noch Tote bergen können. Der Film
ist eine SWR Koproduktion in Zusammenarbeit mit ARTE und wurde im
August 2017 im Ersten sowie im November 2017 im SWR Fernsehen
ausgestrahlt.

Weißhelme bergen Überlebende

Der Dokumentarfilm handelt von der Freiwilligen-Organisation
„Weißhelme“ in Aleppo, einer zivilen Hilfs- und Einsatztruppe, die
2013 gegründet wurde. Sie sind bis zum Ende der Kampfhandlungen in
Aleppo Anfang 2017 die ersten, die in der belagerten Stadt zur Hilfe
eilen, wenn die Bomben Assads und seiner Verbündeten fallen. „Dies
ist meine Stadt, sie ist alles, was ich habe. Ich kann sie nicht
verlassen…“: Khaled ist bei den Weißhelmen, seit sie gegründet
wurden. Wenn im Durchschnitt 50 Bomben pro Tag in den Stadtvierteln
Aleppos einschlagen, ist die Suche der Weißhelme nach Überlebenden
oft genug ein Kampf gegen Windmühlen: Khaled und Mahmoud, die
Protagonisten des Kino-Dokumentarfilms, gehören zu den „White
Helmets“, die bislang über 70.000 Menschen aus den Trümmern retten
konnten. Mit jedem Opfer, das die Weißhelme lebend bergen, kommen
Erinnerungen an viele Tote mehr auf, die sie aus den Trümmern der
Stadt ziehen. SWR Intendant Peter Boudgoust: „Der Film geht an den
Schauplatz des Geschehens. Er zeigt, was wir gerne verdrängen. Er
erklärt, was wir verstehen müssen. Es braucht Dokumentarfilme wie
diese – solidarisch finanziert über den Rundfunkbeitrag. Ich
gratuliere allen Beteiligten zur Oscar-Nominierung!“

Bleiben als Akt der Menschlichkeit

Die Freiwilligen-Organisation „Weißhelme“, eine zivile Hilfs- und
Einsatztruppe, wurde im Jahr 2013 gegründet. Rund 2.700 Helfer
engagierten sich während des Kampfes um Aleppo in dieser Organisation
– oft unter Einsatz des eigenen Lebens. Bis zum Ende der Dreharbeiten
im August 2016 sind bei den gefährlichen Einsätzen mehr als 100
Mitglieder ums Leben gekommen. Was als kurzfristige Aktion und
Ad-Hoc-Organisation begonnen hatte, etablierte sich. Mehr als 24.000
Menschen konnten die „Weißhelme“ in dieser Zeit retten. In dieser
Hilfsorganisation arbeiten Bäcker, Bauherren, Rechtsanwälte,
Ingenieure Taxifahrer, Studenten, Lehrer mit, also so ziemlich alle
Berufe. Da die meisten internationalen Organisationen nicht mehr in
Syrien tätig waren, waren die „Weißhelme“ oft die einzige Hilfe für
Zivilisten, wenn wieder Bomben fielen. Sie alle hatten die Wahl: zur
Waffe zu greifen, sich zurückzuziehen oder gar zu fliehen. Aber sie
entschieden sich, zu bleiben und für ein Stück Menschlichkeit zu
sorgen: die letzten Helfer von Aleppo.

Eine Ode an Mut und Barmherzigkeit

Mit den ehrenamtlichen Helfern der „Weißhelme“ erlebt das Filmteam
über einen Zeitraum von fast zwei Jahren den harten Alltag, die
Angst, den Tod und die tägliche Bedrohung in den Straßen Aleppos. Sie
kämpfen um ein Stück Menschlichkeit dort, wo der Krieg zur Normalität
wurde. Mit einem strikten Cinema-Verité-Ansatz weben der syrische
Filmemacher Feras Fayyad (Buch und Regie) und sein dänischer
Koregisseur und Cutter Steen Johannessen ein Patchwork aus
eindrucksvollen Momenten, das sich wie eine klassische Tragödie
entfaltet. Ein Porträt von Helden wider Willen, eine Ode an Mut und
Barmherzigkeit.

Preise und Auszeichnungen für den Film

Der Film ist entstanden in Zusammenarbeit mit dem Aleppo Media
Center (AMC), deren Mitglieder die Zerstörung der Stadt mit Handys
und kleinen Kameras festgehalten und ins Internet gestellt haben, um
die Welt darauf aufmerksam zu machen, was in Aleppo geschieht. „Die
letzten Männer von Aleppo“ (Originaltitel: „Last Men in Aleppo“) ist
vielfach preisgekrönt und hat im Januar 2017 unter anderem den Preis
für den besten Dokumentarfilm im Wettbewerb „World Cinema
Documentary“ beim renommierten internationalen Sundance Film Festival
gewonnen. Die Freiwilligenorganisation „White Helmets“ wurde 2016 für
den Friedensnobelpreis nominiert und mit dem alternativen
Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Produktion

Der Film ist eine Koproduktion von SWR und ARTE mit der Kloos &
Co. Medien, Larm Film, Kopenhagen nu und Aleppo Media Center mit DR
TV, NKR&YLE. Mit Unterstützung des Danish Film Institute, DANIDA,
Nordisk Film & TV Fond, AFAC, Cinereach, Idfa Bertha Foundation,
Sundance Institute, Open Society Foundations, JustFilms, IMS. Buch
und Regie: Feras Fayyad, Schnitt: Steen Johannessen, Redaktion
SWR/ARTE: Gudrun Hanke-El Ghomri, Bernd Seidl. Länge: 104 Minuten
(Festivalfassung), 90 Minuten (TV-Fassung). Sendetermine waren am 2.
August 2017um 23 Uhr im Ersten und am 9. November 2017 um 23.45 Uhr
im SWR Fernsehen.

Fotos unter www.ARD-Foto.de

Informationen auch unter www.SWR.de/kommunikation Pressekontakt:
Daniela Kress, Tel. 07221 929 23800, daniela.kress@SWR.de

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