Der gefährliche Unfall eines Gas-Zugs wegen
völlig maroder Gleise bringt die Deutsche Bahn weiter unter Druck.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf beschuldigt zwei Mitarbeiter des
Staatskonzerns, ihre Sorgfaltspflichten bei Inspektionen
vernachlässigt und dadurch Menschenleben gefährdet zu haben. „Wir
ermitteln wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den
Schienenverkehr gegen zwei Verantwortlichen der Deutschen Bahn“,
bestätigte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück der Stuttgarter Zeitung
(Samstagausgabe). Den Beschuldigten könnten laut Strafgesetzbuch bei
einer Verurteilung bis zu fünf Jahren Haft drohen, zumindest aber
hohe Geldstrafen.
Am 2. Juli vorigen Jahres entgleiste in Düsseldorf-Derendorf nahe
der Altstadt ein Tankwagenzug mit Hunderten Tonnen des hochexplosivem
Gases Propen, das bei einer Entzündung eine Katastrophe verursacht
hätte. Als alarmierende Unfallursache ermittelte die
Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (EUB) inzwischen
völlig verrottete Bahnschwellen, die längst hätten ausgetauscht
werden müssen und auf denen die Gleise nicht mehr richtig befestigt
werden konnten. Die Mängel waren dem Untersuchungsbericht zufolge
nicht zu übersehen.
Trotzdem tauchten die gefährlichen Sicherheitsrisiken in keinem
Inspektionsprotokoll der Jahre 2010, 2011 und 2012 auf. Die letzte
Kontrolle der zuständigen DB Netz AG fand am 11. September 2012
statt. Für 5,3 Kilometer Gleisanlagen hatten die Inspekteure des
„Geschäftsbereichs Fahrbahn“ laut Protokoll nur 127 Minuten Zeit,
also eine Minute für 42 Meter Gleise. Die Ermittler gehen von
gravierendem Fehlverhalten aus.
Pressekontakt:
Stuttgarter Zeitung
Redaktionelle Koordination
Telefon: 0711 / 7205-1225
E-Mail: newsroom.stuttgarterzeitung(at)stz.zgs.de
http://www.stuttgarter-zeitung.de