Stuttgarter Zeitung: Bahn-Chef Grube will „die nächste Stufe zünden“

Um den festgefahrenen Bahn-Tarifkonflikt doch
noch zu lösen, will Bahn-Chef Rüdiger Grube am Freitag nach eigenen
Worten „die nächste Stufe zünden“. Das sagte Grube laut einem Bericht
der „Stuttgarter Zeitung“ am Donnerstagabend in Esslingen. Nachdem
die Lokführergewerkschaft GDL den Vorschlag des Bahnvorstandes
abgelehnt hatte, den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten
Matthias Platzeck (SPD) als Vermittler einzuschalten, habe er einen
„Plan B“, erläuterte Grube. Dazu müsse er in der Nacht zu Freitag
noch ein Gespräch führen.

Details wollte Grube nicht nennen. Der „gesunde Menschenverstand“
sage ihm jedoch, was der nächste Schritt sein müsse. „Die Lösung wird
es nicht sein“, dämpfte Grube zu hohe Erwartungen. Sein Gebot sei es
jedoch, „nie aufzugeben“, zudem fühle er sich dem Standort
Deutschland verpflichtet. Auch dürfe man in diesem Konflikt „nicht
jedes Wort auf die Goldwaage legen“, sagte er im Blick auf die Kritik
von GDL-Chef Claus Weselsky, der den Vermittlervorschlag Grubes am
Donnerstag erneut als „PR-Gag“ abgetan hatte. Grube nannte Weselsky
„diese Person, deren Namen ich möglichst nicht in den Mund nehme“.
„Selbstverständlich“ würde er sich mit diesem aber auch an einen
Verhandlungstisch setzen.

Das Unternehmen werde von zwei Gewerkschaften „in Geiselhaft
genommen“, weil sich diese nicht einigen könnten, beklagte Grube. Mit
der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will
der Vorstand demzufolge zwischen dem 23. Mai und dem 1. Juni fertig
werden. Den Vorwurf, die Bahn wolle die Verhandlungen so lange
hinauszögern, bis im Sommer das Tarifeinheitsgesetz in Kraft trete,
wies Grube zurück. Er würde lieber sofort weiter verhandeln. Zudem
sei er bereit, eine „Sonderlösung für längere Zeit“ zu schaffen und
das Tarifeinheitsgesetz dabei „zu ignorieren – so, als ob es das
Gesetz nicht gäbe“.

Nach den Worten des Konzernchefs wird durch die Haltung der
Lokführergewerkschaft die „sehr wertvolle Sozialpartnerschaft in
Deutschland mit Füßen getreten“. Zudem sei das Image der Deutschen
Bahn beschädigt. Wirtschaftlich haben die Arbeitsniederlegungen
ohnehin massive Folgen: Jeder Streiktag schmälere den Gewinn um zehn
Millionen Euro, so dass allein in dieser Woche ein Verlust von 70
Millionen Euro entstehe. Hinzu komme der Schaden in Höhe von 226
Millionen Euro, der schon von Oktober bis April entstanden sei.
Dieses Geld „hätte ich gerne in die Mitarbeiter investiert“, sagte
Grube.

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