
Mehr als jeder zweite Mittelständler (55 Prozent) wurde in den
letzten fünf Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität. Besonders
betroffen ist die Industrie: Fast zwei Drittel (60 Prozent) der
produzierenden Unternehmen hat bereits Erfahrung mit kriminellen
Angriffen, gegenüber knapp der Hälfte (44 Prozent) der Dienstleister.
Dabei entstehen häufig Schäden in beträchtlicher Höhe: So berichtet
fast ein Fünftel (18 Prozent) der befragten
Dienstleistungsunternehmen von Einzelschäden zwischen einer halben
Million Euro bis zu fünf Millionen Euro. Dennoch investieren die
Mittelständler erstaunlich wenig in integrierte Sicherheitskonzepte.
Dies ergab eine Befragung im Auftrag von Result Group.
„Erfolg und Innovationsstärke des deutschen Mittelstandes locken
auch Neider an“, erklärt Jürgen Kempf, Sicherheitsberater bei der auf
Wirtschaftskriminalität spezialisierten Unternehmensberatung Result
Group. „Wir schätzen den Schaden, der jedes Jahr durch Diebstähle,
Industriespionage und andere Delikte für Mittelständler entsteht, auf
mehr als 20 Milliarden Euro.“
Das wichtigste Kapital der Unternehmen ist ihre
Innovationsfähigkeit, daher fürchtet der Mittelstand am meisten um
seine Wissensträger. Jeweils rund drei Viertel der Befragten hält
Mitarbeiter (78 Prozent) und Management (74 Prozent) aufgrund
krimineller Risiken für besonders gefährdet. Vor allem die Industrie
sieht ihr geistiges Eigentum bedroht: 77 Prozent der Entscheider
sorgen sich um ihr elektronisch gespeichertes Wissen. „Aber nicht nur
Server und Computer sind beliebte Ziele von Wirtschaftskriminellen,
auch physisch vorhandene Materialien bieten umfassenden Zugang zu
wertvollen Informationen „, erklärt Informationsschutz-Experte Kempf.
„Der Diebstahl sensibler Kundendaten oder technischer Details von
Produkten und Geschäftsmodellen können für die Unternehmen großen
Schaden anrichten. Ihre Wettbewerbsfähigkeit hängt vom zuverlässigen
Schutz der Daten ab. Sonst drohen Verlust von Reputation und
Innovationsvorsprung.“
Industriespionage und Produktpiraterie beschäftigen die Industrie
Die Bedrohungen für ihr Know-how werden in naher Zukunft sogar
noch zunehmen, sind sich die Mittelständler sicher. Besonders
Industrieunternehmen sehen Risiken für ihr geistiges Eigentum: Mehr
als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten aus dem produzierenden
Gewerbe geht von einer zunehmenden Bedrohung durch Industriespionage
bis 2016 aus, deutlich mehr als ein Drittel (40 Prozent) fürchtet
eine Zunahme von Produktpiraterie. „Die Späh-Affären der letzten
Monate haben die Unternehmen sensibilisiert“, kommentiert
Result-Group-Experte Wolfram Herbig die Ergebnisse. „Die Furcht um
das geistige Eigentum steht immer mehr im Zentrum der
Bedrohungsszenarien für die nahe Zukunft.“
Auch die identifizierten Feindbilder verändern sich: Zwar halten
41 Prozent der Befragten allgemein unternehmensexterne
Wirtschaftskriminelle für die größte Bedrohung des eigenen
Unternehmens. Auf Platz zwei und drei folgen jedoch bereits andere
Staaten (21 Prozent) und sogar Businesspartner des Unternehmens (18
Prozent) als potenzielle Angreifer.
Zu den am häufigsten genannten Einzeldelikten, durch die sich
Unternehmen branchenübergreifend gefährdet fühlen, gehören Diebstahl
bzw. Unterschlagung (91 Prozent der bereits geschädigten Befragten
und 55 Prozent der unvorbelasteten nennen dieses Risiko), Betrug bzw.
Untreue (80 Prozent bzw. 62 Prozent) und Complianceverstöße (55
Prozent bzw. 31 Prozent).
Das größte Risiko lauert im eigenen Unternehmen
Rund die Hälfte der Mittelständler fürchtet Angriffe von außen.
Doch Organisationen, die bereits durch Wirtschaftskriminalität zu
Schaden gekommen sind, müssen einsehen: Die Gefahr schlummert häufig
im Unternehmen selbst. Fast zwei Drittel (60 Prozent) unter ihnen
geben an, dass Angriffe von innen gegenwärtig zu den größten
kriminellen Risiken für ihr Unternehmen gehören. Von den bislang
verschonten Unternehmen sorgt sich nur rund ein Drittel (36 Prozent)
um die Bedrohung aus den eigenen Reihen. „Das zeigt, dass die
unbelasteten Unternehmen die internen Risiken systematisch
unterschätzen“, beobachtet Studienautor Dr. Guido Birkner vom
F.A.Z.-Institut. „Die Gefahren, die von den eigenen Mitarbeitern
ausgehen, sind vielfältig“, ergänzt Sicherheitsberater Kempf. „Dabei
sind sie häufig nicht die Haupttäter, sondern Komplizen für externe
Kriminelle. Mit ihrem Insiderwissen und exklusiven
Zugangsmöglichkeiten ermöglichen sie so manches Verbrechen überhaupt
erst. Auch der Schaden, den viele durch unbedachtes Preisgeben von
Informationen oder unvorsichtigen Umgang mit Daten verursachen, ist
nicht zu vernachlässigen.“
Prävention beginnt bei den Mitarbeitern
Zum Teil haben Unternehmen dies bereits erkannt und setzen mit
ihren Präventionsmaßnahmen auch bei den Mitarbeitern an. 82 Prozent
der befragten Unternehmensentscheider geben an, grundsätzlich
Geheimhaltungsvereinbarungen in ihre Arbeitsverträge aufzunehmen, 77
Prozent setzen auf Schulung und Sensibilisierungsmaßnahmen für ihre
Mitarbeiter. Jedoch nutzt nur knapp jeder Fünfte (19 Prozent) die
Möglichkeit, Mitarbeiter gezielt auf kriminelle Hintergründe und
Verbindungen zu durchleuchten. „Ohne ein solches sogenanntes
Pre-Employment-Screening bleiben die anderen Maßnahmen häufig
zahnlose Tiger“, warnt Result-Group-Experte Herbig.
Auch die Integration bestehender Mitarbeiter in das
Präventionsprogramm eines Unternehmens ist ein entscheidender Faktor.
Häufig zeichnen sich in der Zeit vor kriminellen Delikten
Veränderungen im Verhalten der Mitarbeiter ab, die nur von wenigen
Unternehmen wahrgenommen oder richtig gedeutet werden. Zu den am
häufigsten wahrgenommenen Warnsignalen gehören Frustration und
Unzufriedenheit von Mitarbeitern (von 33 Prozent der Befragten
genannt), auffälliges Verhalten von Mitarbeitern am Arbeitsplatz (25
Prozent) und die Diffamierung des Unternehmens durch Mitarbeiter (24
Prozent). „Unzufriedene Mitarbeiter verlieren die Loyalität zu ihrem
Arbeitgeber. Das senkt die Hemmschwelle für kriminelle Handlungen.
Mit Wachsamkeit und Fingerspitzengefühl können Unternehmen dem
frühzeitig entgegensteuern“, erklärt Sicherheitsexperte Herbig das
Phänomen.
Den meisten Unternehmen mangelt es an einem ganzheitlichen
Sicherheitskonzept
Zwar haben Schäden und Warnungen den Mittelstand sensibilisiert,
trotzdem stellt knapp ein Drittel (29 Prozent) der Befragten kein
Budget für Prävention bereit. „Obwohl Mittelständler viele
schützenswerte materielle ebenso wie immaterielle Güter haben,
investieren sie wenig in systematische Sicherheitsprogramme. Das
macht sie verwundbarer als Großkonzerne mit entsprechender
Finanzdecke“, kommentiert Result-Group-Berater Kempf. „Viele
Unternehmen haben jedoch verstanden, dass Prävention zum Schutz vor
Wirtschaftskriminalität unerlässlich ist. Häufig setzen sie dazu
lediglich einzelne isolierte Maßnahmen ein. Ein intelligentes
Sicherheitskonzept sollte mehrere Maßnahmen miteinander verzahnen. So
können die vorhandenen Mittel optimal eingesetzt und hohe Schäden
vermieden werden.“
Über die Studie
Für die Studie „Kriminelle Risiken im Mittelstand – Gefahren,
Schäden und Prävention“ befragten forsa und das F.A.Z.-Institut im
Januar 2014 im Auftrag von Result Group 100 Entscheider für die
Bereiche Risikomanagement, Compliance und Informationsschutz aus
deutschen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern nach ihren
Erfahrungen mit Wirtschaftskriminalität, ihrer Einschätzung der
gegenwärtig und zukünftig besonders gefährdeten Unternehmensbereiche
und ihren Präventionsmaßnahmen. Die ausführlichen Ergebnisse sind
nachzulesen unter www.result-group.com/unternehmen/studie-wirtschafts
kriminalitaet.html.
Über Result Group
Result Group ist eines der international führenden
Beratungsunternehmen für Risiko- und Krisenmanagement. Rund 60
Experten beraten Regierungen, internationale Organisationen und
multinationale Unternehmen, wovon viele zu den Top 500 der Welt
gehören, bei der Abwehr von kriminellen Angriffen. Das Unternehmen
wurde 1996 von Walfried O. Sauer gegründet und hat neben dem
Hauptsitz am Starnberger See Niederlassungen in Berlin, Hamburg und
Brüssel.
Pressekontakt:
Andreas Radelbauer
Geschäftsführer Result Group
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