Ein Lebensmodell aus Hausmann und Karrierefrau ist für die überwältigende Mehrheit Deutschen laut einer Umfrage offenbar nicht erstrebenswert. Das ist das Ergebnis einer breit angelegten Studie der „Bild am Sonntag“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium und dem Institut für Demoskopie Allensbach. Demnach bevorzugt nur ein Prozent der Bevölkerung ein Lebensmodell, bei dem der Mann sich um Haushalt und Kinder kümmert, während die Frau Vollzeit arbeitet. Eine Partnerschaft, bei dem der Mann Vollzeit, die Mutter Teilzeit arbeitet und sich mehr um Kinder und Haushalt kümmert, wird von 37 Prozent der Befragten bevorzugt. Ein Fünftel der Deutschen (20 Prozent) hat es lieber, wenn die Frau sich ausschließlich um den Nachwuchs und die Hausarbeit kümmert, während der Mann allein das Geld verdient. Eine gleichteilige Aufteilung von Arbeit, Haushalt und Kindern zwischen den Partnern favorisieren 20 Prozent. Allensbach-Chefin Renate Köcher sagte dazu „Bild am Sonntag“: „Die Gesellschaft hat ein gestörtes Verhältnis zum Rollentausch. Die überwältigende Mehrheit ist überzeugt, dass es nur Ergebnis einer Notlage sein kann – zum Beispiel von Arbeitslosigkeit – wenn ein Mann sich um Haushalt und Kinder kümmert und die Frau die Ernährerin der Familie ist.“ Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen (84 Prozent) ist der Meinung, dass Unternehmen in Deutschland mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun müssen. Nur 5 Prozent sagen, die Anstrengungen der Arbeitgeber reichen aus. Die Defizite auf Unternehmensseite können die Arbeitnehmer klar benennen: Für rund ein Fünftel der Arbeitgeber (19 Prozent) sei die Familie ausschließlich Angelegenheit der Angestellten. Nur eine geringe Anzahl der Unternehmer (6 Prozent) verfüge über eigene Einrichtungen zur Kinderbetreuung. DGB-Vize Ingrid Sehrbrock sagte dazu „Bild am Sonntag“: „Beim Ausbau von guten Angeboten zur Kinderbetreuung müssen die Unternehmen mithelfen. Außerdem müssen familienfreundliche Arbeitszeiten Standard werden – das ist wichtig für Frauen, aber zunehmend auch für Männer.“ Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte: „Es stimmt: Gerade beim Thema Arbeitszeiten muss noch eine Menge passieren. Da bin ich dran!“ Und weiter: „Eine Betriebs-Kita einzurichten ist jedenfalls eine sinnvolle und arbeitnehmerfreundliche Idee.“ Ihr Ministerium fördere solche Einrichtungen bereits mit einem Investitionsprogramm, so die schwangere Ministerin. Für eine Mehrheit der Deutschen brauchen Kinder ihre Mutter Vollzeit: Die Hälfte der Bürger (51 Prozent) glaubt, dass es besonders kleinen Kindern schadet, wenn die Mutter Vollzeit arbeitet. Nur 28 Prozent denken dies nicht. Hierbei zeigen sich große innerdeutsche Unterschiede: Im Osten glauben nur 37 Prozent, im Westen aber 55 Prozent, dass eine Ganztagsberufstätigkeit der Mutter Kleinkindern schadet. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fällt vielen Eltern bundesweit schwer: Rund ein Viertel (24 Prozent) gibt an, dass Beruf, Kinder und Haushalt bei ihnen nur schwer zusammengehen. Darunter leiden besonders die Väter: 39 Prozent der Männer beklagen, zu wenig Zeit für die Familie zu haben, 79 Prozent machen zu viel Arbeit dafür verantwortlich. Für die Familienstudie führte das Allensbach Institut für Demoskopie Ende 2010 in ganz Deutschland 2843 Einzelinterviews.
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