Studentinnen fordern zum Berufsanfang deutlich geringeres Gehalt als männliche Kommilitonen

Größte Umfrage unter Studierenden in
Deutschland: Studentenspiegel 2010: 164.000 Teilnehmer – Große
Unterschiede bei Gehaltsvorstellungen zwischen Frauen und Männern

Studentinnen haben wesentlich geringere Erwartungen an das
Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kommilitonen. Mit bis zu 20% mehr
Bruttogehalt monatlich rechnen Studenten bei gleicher Qualifikation
gegenüber ihren weiblichen Mitstudenten. Selbst Topstudentinnen
erwarten 7% weniger Lohn als Studenten mit deutlich schlechteren
Abschlussnoten. Dies sind zentrale Erkenntnisse des Studentenspiegels
2010, einer gemeinsamen Onlineumfrage des Nachrichtenmagazins
SPIEGEL, der Unternehmensberatung McKinsey & Company und der
Studierendenplattform VZ-Netzwerke. Rund 164.000 Studierende,
Doktoranden sowie Hochschulabsolventen, deren Abschluss nicht länger
als ein Jahr zurückliegt, beteiligten sich an der Umfrage im Mai und
Juni 2010. Der Studentenspiegel 2010 ist damit die größte
Onlinebefragung von Hochschülern in Deutschland. Weitere Ergebnisse
veröffentlicht der SPIEGEL am Montag in seiner aktuellen Ausgabe.

„Frauen sind in ihrer Selbsteinschätzung zu bescheiden und
verlangen zu wenig Einstiegsgehalt im Vergleich zu männlichen
Bewerbern“, erläutert McKinsey-Partner Nelson Killius. Während
Studentinnen im Durchschnitt von monatlich 2.877 Euro brutto
Einstiegsgehalt ausgehen, erwarten Studenten im Schnitt 3.456 Euro.
Im Vergleich nach Fachrichtung sind besonders Studentinnen der
Rechtswissenschaften und des Wirtschaftsingenieurwesens zögerlich bei
ihren Gehaltsvorstellungen: Ihre männlichen Kommilitonen erwarten 19%
mehr. Selbst in Fachrichtungen mit einem hohen Anteil von Frauen
rechnen Studenten mit mehr Gehalt als ihre weiblichen Kommilitonen:
Bei den Erziehungswissenschaften sind es 20% mehr.

Unabhängig vom Geschlecht unterscheiden sich die generellen
Gehaltserwartungen auch je nach Fachrichtung. Die höchsten
Erwartungen hegen Chemiker mit einem Einstiegsgehalt um 3.800 Euro,
gefolgt von den Elektrotechnikern, Wirtschaftsingenieuren und
Maschinenbauern mit rund 3.700 Euro. Am wenigsten stellen sich
Studierende des Sozialwesens mit etwa 2.300 Euro vor.

Ãœber alle Fachrichtungen hinweg sind sich die Studierenden jedoch
einig, was ihre Gründe für die Wahl der Hochschule angeht. Am
häufigsten nennen die Studierenden das Kriterium „Nähe zu Familie und
Freunden“. Für 45% aller Teilnehmer ist dies der wichtigste Faktor
bei der Wahl der Universität, gefolgt von der „Attraktivität des
Standorts“ mit 41%. Erst an dritter Stelle wird die „Reputation der
Hochschule“ mit 23% genannt. Die internationale Ausrichtung des
Studiengangs spielt bei der Wahl der Hochschule nahezu keine Rolle,
nur für 11% der Studierenden ist dies bedeutend. So geben auch 70%
der Absolventen an, ausschließlich im Inland studiert zu haben.
McKinsey-Partner Killius: „Das ist bedenklich, da mit der
fortschreitenden Globalisierung der Arbeitswelt ein internationales
Studium sehr vorteilhaft für Bewerber ist.“ 48% dieser Teilnehmer
räumen denn auch ein, die Entscheidung für ein Studium nur in
Deutschland im Nachhinein bereut zu haben.

Ein Vergleich mit den Ergebnissen des Studentenspiegels von 2004
zeigt zudem, dass die Studierenden insgesamt weniger Qualifikationen
als noch vor sechs Jahren vorweisen können. Während rund 75% der
Studierenden sich 2004 sozial engagierten, geben 2010 nur noch 58%
soziales Engagement an. Vor sechs Jahren erhielt rund ein Drittel der
Studierenden ein oder mehrere Stipendien – 2010 sind es knapp 20%.
Auch absolvieren Studierende derzeit weniger Praktika (mit Ausnahme
der Mediziner und Rechtswissenschaftler). Die Zahl der Praktika sank
im rechnerischen Durchschnitt von 2,1 im Jahr 2004 auf 1,8 heute.

Hintergrund

Der Studentenspiegel wurde vom Nachrichtenmagazin SPIEGEL und von
McKinsey & Company 2004 ins Leben gerufen. Damals beteiligten sich
mehr als 80.000 Hochschüler von 79 Universitäten aus 15
Fachbereichen. Der Studentenspiegel wurde damit zur größten
Onlinebefragung von Hochschülern in Deutschland und wurde 2010
bereits zum dritten Mal durchgeführt, dieses Mal mit Unterstützung
durch die VZ-Netzwerke. Den Berichten über die Ergebnisse des
Studentenspiegels 2010 liegen die Antworten von rund 130.000
Teilnehmern zu Grunde, die ihr Einverständnis zur Auswertung gegeben
hatten und deren Angaben mehreren Plausibilitätsprüfungen
standhielten.

Weitere Informationen unter www.studentenspiegel.de

Pressekontakt:
Bei Presse-Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Kai Peter Rath, McKinsey & Company,
Telefon: 0211 136-4204, E-Mail: Kai_Peter_Rath@mckinsey.com