Die Stadtmarketing Austria Convention 2010 widmete
sich am 28.10. am Campus des IST in Maria Gugging dem Thema
Identitäten. Zentrale Fragestellung dabei war, was die Identität
einer Stadt ausmacht. Einig waren sich die ReferentInnen darüber,
dass Individualität, Authentizität sowie die Partizipation der
Bewohner dabei die maßgeblichsten Faktoren sind. Als Herausforderung
sieht man die sich im Wandel befindliche Gesellschaft, deren Weichen
in Richtung digitale Identität und hybridem Denken gestellt sind.
Als Keynote-Speaker referierte Dr. David Bosshart, CEO des
Gottlieb Duttweiler Instituts zum Thema „Hybrides Denken – Navigation
in einer Welt liquider Werte“ und sieht die Herausforderungen an das
Stadtmarketing in der Einstellung zu den Veränderungen, wie z.B.
Bleisure Kunden, alterslose Gäste oder saisonlosgelöste Bedürfnisse.
„Urbane Welten haben andere Herausforderungen als rurale Gegenden:
sie müssen das Abenteuer, die Flexibilität, das Überraschende
zelebrieren. Hybridität baut sich um die Kernwerte einer Stadt auf.
Wie merkt der Gast, dass er in Rom oder Graz oder Lima ankommt, und
nicht in einer gesichtslosen, austauschbaren Stadt?“, so Dr.
Bosshart.
Von der soziologischen Seite betrachtete Dr. Stephan Humer,
Universitätsdozent und Forschungsleiter an der Universität der
Bildenden Künste in Berlin das Thema. Die Schaffung eines
Bewusstseins für digitale Identitätsarbeit ist für Dr. Humer dabei
zentral. Und das betrifft nicht nur Individuen, sondern auch Städte
und Gemeinden. „Städte sind Projektionsflächen, die vieles
versprechen können und dadurch Menschen anziehen – und die wichtigste
Plattform für diese Sehnsüchte ist das Internet.“, so Dr. Humer.
Wenn es um Stadtentwicklung geht, steht immer auch der
architektonische Blickwinkel im Zentrum. Architekt Roland Gruber,
Partner von nonconform architektur vor ort sowie Vorsitzender des
Vereins Landluft, der sich der Förderung der Baukultur und
Kommunikation widmet, sieht als wesentlich an, dass: „Städte und Orte
es schaffen müssen, räumliche Besonderheiten und die Kraft ihrer
Bewohner widerzuspiegeln. Am besten wird das durch partizipative
Planungsprozesse erreicht. Im Idealfall entstehen dadurch gut in das
Stadtgefüge integrierte Bauwerke, die dem Ort eine unverwechselbare
Identität verleihen.“
Tourismusmarketing als Teil des Stadtmarketings stellt wiederum
neue Anforderungen an die Verantwortlichen. Wichtig ist dabei für
Dr.in Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, „mit
überholten Marketing-Definitionen aufzuräumen und das
Dienstleistungsmarketing von heute als das Management von
komparativen Vorteilen zu verstehen. Die Frage dabei ist nicht, ob
Städte Werte oder Marken brauchen, denn vielmehr ist beides nötig,
gepaart mit einem zeitgemäßen Verständnis von Marketing.“
Bei der zum zweiten Mal stattfindenden Convention der
Stadtmarketing Austria kamen selbstverständlich auch Vertreter der
verschiedenen Stadtmarketing-Organisationen selbst zu Wort.
„Perg will nicht Coca Cola werden“ – mit diesem klaren Statement
gegen eine unveränderte Wahrnehmung seiner Stadt im Sinne klassischer
Markenbildung eröffnete Peter Kowatschek, Geschäftsführer des
Stadtmarketing Perg, sein Referat. In seiner Beantwortung der Frage
nach dem Verhältnis von Städten und Marken kommt er zum Schluss, dass
„eine Stadt sich damit unter Umständen leichter verkaufen lässt, aber
die große Herausforderung ist, ob die vermittelten Botschaften einer
Prüfung auf Authentizität und Ehrlichkeit standhalten.“
Architektur ist immer auch Ausdruck eines kulturellen Bewusstseins
einer Gesellschaft. Kann also Architektur im Umkehrschluss kulturelle
Werte schaffen? Dieser Frage ging Mag. Edgar Eller, Geschäftsführer
der Stadtmarketing & Tourismus Feldkirch GmbH, nach und stellt fest:
„Wenn es Architektur gelingt, die Eigenheit des Ortes, den Genius
Loci, aufzunehmen und in die Moderne zu transferieren, dann kann sie
ihren Anteil an den Werten der Stadt leisten. Denn Städte aus
Markensicht sind anders als klassische Produkte. Sie bestehen nicht
aus einem auswechselbaren Image, sondern haben Identitäten. Die
Grundlage dieser Identitäten sind die Menschen, die in ihr wohnen in
Wechselwirkung zum Ort, an dem es sich abspielt“.
Für den Vizepräsident der Stadtmarketing Austria und
Geschäftsführer der Stadtmarketing Wels GmbH, Peter Jungreithmair,
ist eine der größten Herausforderungen, der Verlockung zu
widerstehen, Städte wie Produkte zu sehen und alle nur erdenklichen
Themen als Stadtmarke zu verkaufen. „Es gilt also für die
Verantwortlichen immer kritisch zu hinterfragen, ob der
multifunktionale, lebende Organismus Stadt hier nicht zwangsläufig an
seine Grenzen stößt“, so Jungreithmair. Und er sieht in der
Gleichsetzung der Identitäten mit Marken eine Gefahr für die Städte
und plädiert im Sinne der Bewohner für eine „Stärkung der
Individualität zu Lasten einer leicht kommunizierbaren Uniformität.“
Die individuelle Codierung stellt auch Mag.a Inga Horny,
Präsidentin Stadtmarketing Austria und Geschäftsführerin Altstadt
Verband Salzburg in den Vordergrund. „Eine Stadt, und das was sie
ausmacht, ist eng mit Ereignissen, die man mit ihr in Verbindung
bringt, verknüpft, da diese Emotionen auslösen. Daraus folgt, dass
zum Beispiel ein Event nicht nur als kommerzieller Rummel oder
Zeitvertreib zu verstehen, sondern dazu angetan ist, eine Stadt
emotional aufzuladen und ihr damit bei der Bevölkerung eine Identität
zu geben. Das ist gleichzeitig Auftrag für sehr viel
Fingerspitzengefühl und Qualitätsbewusstsein bei der Umsetzung. Gäste
einer Stadt können sich weniger von realen Ereignissen überzeugen und
sind insofern auf „Mythen“, um nicht zu sagen verklärende Realitäten
einer Stadt angewiesen, die sowohl förderlich als auch hinderlich für
die Entwicklung einer Stadt sein können.“
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Mag. Inga Horny
Präsidentin Stadtmarketing Austria
Münzgasse 1
A-5020 Salzburg
Tel.: +43 (0)662 845453
inga.horny@salzburg-altstadt.at
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