Der heute in Genf veröffentlichte
Streubombenmonitor 2018 verzeichnet für das Jahr 2017 neue Angriffe
mit Streumunition. Mindestens 289 Menschen in insgesamt acht Ländern
und zwei Regionen wurden durch diese Waffen getötet oder verletzt.
Zwar ist diese Zahl niedriger als im Jahr 2016, bleibt aber dennoch
inakzeptabel. 99 Prozent der Opfer waren Zivilisten. Die meisten
Toten und Verletzten gab es in Syrien und Jemen. Der Einsatz von
Streubomben ist völkerrechtlich verboten. Bisher haben 120 Staaten
den sogenannten Oslo-Verbotsvertrag unterzeichnet. Die
Hilfsorganisation Handicap International (HI) fordert alle Länder,
die weiterhin Streubomben einsetzen, dringend auf, den Einsatz dieser
Waffen endgültig zu beenden.
Der Streubombenmonitor, den die Internationale Koalition gegen
Streubomben CMC jährlich vorstellt, überprüft die Umsetzung des
Oslo-Vertrages, der den Einsatz, die Herstellung, den Transfer und
die Lagerung von Streubomben verbietet. Der aktuelle Bericht bezieht
sich auf den Zeitraum von Januar bis Dezember 2017 und umfasst – bei
verfügbaren Informationen – auch das Jahr 2018 (bis August).
Streubomben verteilen kleine Bomben, sogenannte „Submunitionen“, über
weite Flächen. Sie können dabei nicht zwischen militärischen Zielen
und der zivilen Bevölkerung unterscheiden. Sie töten und verstümmeln
wahllos. Bis zu 40 Prozent dieser Submunitionen explodieren nicht
beim Aufprall. Dies gefährdet das Leben der Zivilbevölkerung,
manchmal noch Jahrzehnte nach Beendigung eines Konflikts, und
behindert das wirtschaftliche und soziale Leben.
Streubombenmonitor 2018
Der Monitor verzeichnet insgesamt 289 neue Opfer, die entweder
durch den direkten Einsatz von Streubomben oder durch ihre
Blindgänger getötet wurden. 99 Prozent der Opfer stammen aus der
Zivilbevölkerung. Diese Zahl ist zwar deutlich niedriger als 2016
(971 Todesopfer), gibt aber nach wie vor Anlass zur Sorge. Zum einen
wird die Zahl der Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschätzt.
Zum anderen folgt dieser Rückgang auf viele Jahre, die von besonders
hohen Opferzahlen durch Streumunition gekennzeichnet waren. Die
meisten Opfer stammen aus Syrien und Jemen. Zwar hat auch hier die
Zahl der Streubombeneinsätze abgenommen. Doch allein in diesen beiden
Ländern gab es noch zahlreiche Einsätze dieser Waffen.
Tödliche Gefahr durch Blindgänger
Da beim Einsatz von Streubomben bis zu 40 Prozent der abgefeuerten
Waffen nicht explodieren, bleiben auch lange nach einem Krieg
zahlreiche Blindgänger zurück, die für die Bevölkerung eine genauso
große Bedrohung darstellen wie Anti-Personen-Minen. 2017 wurden in
acht Ländern und zwei Regionen Opfer solcher nicht explodierter
Streumunitionsreste registriert: Kambodscha, Irak, Laos, Libanon,
Serbien, Syrien, Vietnam und Jemen sowie Berg-Karabach und
Westsahara. Ein Drittel der im Jahr 2017 registrierten Unfälle mit
Blindgängern ereignete sich in Laos (32 Todesopfer) – dem Land, das
weltweit am stärksten durch zurückgebliebene Submunition verseucht
ist. 62 Prozent der Opfer von Streumunitionsresten sind Kinder. So
wie beispielsweise ein 10-jähriges Mädchen im Norden von Laos. Es
fand eine sogenannte „bombie“, also eine Submunition, die wie ein
Spielzeug aussah. Das Mädchen nahm diese mit nach Hause, wo sie
explodierte. Die 10-Jährige starb, elf weitere Menschen wurden
verletzt, darunter viele Kinder.
Konferenz in Genf gegen Streubomben
Vom 03. – 05. September 2018 findet in Genf die jährliche
Konferenz der Unterzeichnerstaaten des Oslo-Vertrages statt. Ziel ist
es, die Umsetzung der Verpflichtungen zu überprüfen.
Seit Inkrafttreten des Übereinkommens am 1. August 2010 haben 35
Vertragsstaaten 1,4 Millionen Streubomben und insgesamt 175 Millionen
Submunitionen vernichtet. Dies entspricht 99 Prozent der von den
Vertragsstaaten angegebenen Streumunition.
Im Berichtsjahr 2017 wurden 93 Quadratkilometer Land (doppelt so
groß wie die Hauptstadt Luxemburgs) geräumt sowie 153.000
Submunitionen gesichert und zerstört. Insgesamt bleiben weltweit 26
Staaten und drei Regionen mit Submunitionsrückständen kontaminiert.
Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap
International Deutschland, begrüßt die positive Entwicklung und
fordert die Staaten, die weiterhin Streubomben einsetzen, dringend
auf, den Oslo-Verbotsvertrag zu unterzeichnen.“Dieser Vertrag, der
vor genau zehn Jahren verabschiedet wurde, hat viel bewirkt:
Millionen dieser grausamen Waffen wurden vernichtet – unter anderem
einer der weltweit größten Bestände in Deutschland. Ähnlich wie
Landminen sind auch Streubomben für die meisten Staaten heute Tabu.
Genau deshalb ist es wichtig, dass der Vertrag endlich für alle
Staaten gilt, damit es nicht immer weitere Einsätze gibt. Wir sehen
in unseren Projekten, u.a. in Laos, wie Blindgänger aus Streubomben
noch lange nach dem Krieg töten – und wie aufwändig es ist, diese
wahllos verstreuten Munitionen wieder zu räumen.“
Unter folgendem Link finden Sie eine deutschsprachige
Zusammenfassung der wichtigsten Fakten über Streubomben:
http://bit.ly/streubomben-monitor18
Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an:
Huberta von Roedern, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
089/ 54 76 06 34, presse@deutschland.hi.org
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