Schwester eines der in Schleswig-Holstein verhafteten Terrorverdächtigen: Er wurde vom IS entführt (FOTO)

Schwester eines der in Schleswig-Holstein verhafteten Terrorverdächtigen: Er wurde vom IS entführt (FOTO)
 

Im Fall der vergangene Woche in Schleswig-Holstein verhafteten
Terrorverdächtigen meldet sich erstmals die Familie eines der
Verdächtigen zu Wort. Reportern des Politikmagazins „Panorama 3“ im
NDR Fernsehen ist es gelungen, mit der Familie des 17 Jahre alten
Mahir al-H. in Kontakt zu treten. Der Junge sei in der syrischen
Provinz Aleppo von Kämpfern des IS entführt worden, teilte die
Schwester per Whatsapp-Nachricht mit. „Die Leute vom IS sind von Haus
zu Haus gezogen, in der ganzen Gegend. Und aus jedem Haus haben sie
einen Jugendlichen mitgenommen, gegen den Willen der Familien. Mahir
war der Jüngste bei uns. Sie haben ihn einfach mitgenommen. Es gab
nichts, was wir hätten tun können.“

Die Familie unterstütze eigentlich die Regierung des syrischen
Machthabers Assad. Zwei von Mahirs Brüdern kämpften sogar in der
syrischen Armee auch gegen den IS. Nach der Entführung habe weiterhin
Kontakt zu Mahir bestanden. Seine Schwester berichtet: „Am Anfang war
er eingesperrt, hat er erzählt. Irgendwann hat er dann so getan, als
sei er auf ihrer Seite, und sie haben ihm geglaubt. Ab dann konnte er
sich freier bewegen. Er kam zu uns zurück und warnte uns, wir sollten
schnell Syrien verlassen. Denn wenn die IS-Leute merken würden, dass
er abgehauen ist, würden sie uns töten.“ Die Familie sei anschließend
in den Libanon geflüchtet. Mahir sei ihnen gefolgt und von dort
weitergereist nach Deutschland. Die Angehörigen zeichnen das Bild
eines Flüchtlings, der wie viele andere im Herbst 2015 auf der Suche
nach einem besseren Leben nach Europa gekommen sei.

Die Familie gab an, bislang nichts von der Verhaftung des Jungen
gewusst zu haben. Erst durch die Anfrage des „Panorama 3“-Teams hätte
sie davon erfahren. „Wir haben alle große Angst um ihn, er ist der
Jüngste in der Familie. Wir fühlen uns hier so hilflos“, so die
Schwester.

Mahir al-H. war am vergangenen Dienstag in einer
Flüchtlingsunterkunft in Großhansdorf verhaftet worden. Nach Angaben
des Bundeskriminalamtes sollen er und der in Ahrensburg verhaftete
Mohamed A. (26) sowie der in Reinfeld verhaftete Ibrahim M. (18)
dringend verdächtigt sein, im Auftrag der Terrororganisation
„Islamischer Staat“ nach Deutschland gekommen zu sein, um entweder
einen bereits erhaltenen Auftrag auszuführen oder sich für weitere
Instruktionen bereitzuhalten. Bundesinnenminister Thomas de Maizière
sprach im Zusammenhang mit den Dreien von einer „Schläferzelle“. Die
Bundesanwaltschaft wollte auf Anfrage nicht zu den Schilderungen der
Familie Stellung nehmen. Die Terrorverdächtigen sind derzeit
inhaftiert und waren für Anfragen des NDR nicht erreichbar.

Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
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Iris Bents
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