Die beiden größten Wirtschaftsmächte haben
einen Plan: Westlich von Europa heißt der „America first“, östlich
nennt er sich „Made in China 2025“. Die große Frage ist, wie ist der
Plan in Europa, wie will Deutschland seine wirtschaftlichen
Interessen durchsetzen? Die Bundesregierung hat bislang keinen, die
Antwort aus dem Kanzleramt lautet: „Wir entwickeln gemeinsam mit
Europa eine Strategie.“
Währenddessen schafft China Tatsachen: Die asiatischen Investoren
kaufen sich in Deutschland, Frankreich und England nicht nur gezielt
innovationsstarke und zukunftsträchtige Unternehmen ein, sondern
versuchen, sich auch wichtige Infrastruktur, wie Häfen, Bahnhöfe und
Energieversorger einzuverleiben. Entlang der neuen Seidenstraße
wachsen sowohl der Einfluss als auch die Handelserlöse von Peking.
Auf der anderen Seite kündigen die USA die Vereinbarungen der
Welthandelsorganisation auf, verprellen alte Verbündete und drohen
dem Rest der Welt, weil es die nationale Sicherheit mit aller Kraft
zu verteidigen gilt.
Deutschland droht in dem Konflikt der beiden Weltmächte USA und
China, die sich auch gerne miteinander anlegen, aufgerieben zu
werden, weil Europa auch aufgerieben wird – anstatt der lachende
Dritte zu sein. Die Seidenstraßen-Initiative zieht Griechenland,
Zypern und die Balkanstaaten einerseits in Chinas Richtung,
andererseits zersetzen die Einzelabsprachen mit Amerika den
Zusammenhalt Europas weiter.
Die strategische Machtlosigkeit Merkels ist ein Symptom für die
aktuelle Schwäche Europas durch Uneinigkeit und Unentschlossenheit.
Das hat Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron schnell erkennen
müssen, als er vergeblich auf Deutschland als starken Partner für
eine geschlossene Linie in der europäischen Außenpolitik gesetzt hat.
Die Strategie für eine starke deutsche Wirtschaft muss ein starkes
Europa sein. Und wenn sich die USA und China streiten, kann der
Zeitpunkt kein besserer sein, europäische Interessen zu stärken.
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