Schlechter Service auf Wertstoffhöfen: Deutsche Umwelthilfe fordert Qualitätsoffensive der Kommunen

Testbesuche der DUH legen mangelhaften
Bürgerservice bei kommunalen Wertstoffhöfen offen – Gravierende
Defizite hinsichtlich Öffnungszeit, Erreichbarkeit, Information,
Schadstofferfassung und Wiederverwendung – Neues RAL-Gütezeichen 950
zur kommunalen Wertstofferfassung setzt neue Qualitätsstandards und
sollte von Wertstoffhöfen umgesetzt werden

In vielen Kommunen und Städten wird es Verbrauchern erschwert,
Wertstoffe ordnungsgemäß zu entsorgen. Zu diesem Ergebnis kommt die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) nach einer aktuellen Überprüfung von
insgesamt 70 Wertstoffhöfen in den Bundesländern Schleswig-Holstein,
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland, Bremen und
Hamburg. Die DUH fordert Kommunen dazu auf, ihrer Verantwortung für
den Klima- und Ressourcenschutz nachzukommen, indem sie eine
flächendeckende, zumutbare und serviceorientierte Wertstoffsammlung
anbieten. Damit soll verhindert werden, dass Wertstoffe und
schadstoffhaltige Abfälle unsachgemäß im Restmüll oder der Umwelt
entsorgt werden. Eine Orientierung, wie dies gelingen kann, bietet
nach Einschätzung der DUH das neue RAL-Gütezeichen 950 für eine
bestmögliche und bürgerfreundliche Wertstofferfassung.

Als gravierendste Probleme auf Wertstoffhöfen identifizierte die
DUH unregelmäßige und arbeitnehmerunfreundliche Öffnungszeiten, eine
eingeschränkte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln,
fehlende oder kaum erkennbare Informationsschilder, eingeschränkte
Abgabemöglichkeiten für gefährliche Abfälle sowie fehlende
Möglichkeiten, funktionstaugliche Produkte einer Wiederverwendung
zuzuführen.

„Verbraucher haben zur ordnungsgemäßen Entsorgung von
Elektroaltgeräten, Schadstoffen, Sperrmüll, Altholz oder Altfarben
zumeist keine andere Möglichkeit, als den kommunalen Wertstoffhof
aufzusuchen. Deshalb sind arbeitnehmerfreundliche Öffnungszeiten und
eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein Muss.
Allerdings gibt es bei vielen Wertstoffhöfen Probleme mit
Öffnungszeiten am Wochenende oder unter der Woche nach der üblichen
Arbeitszeit. Wenn Bürger mehr als einen halben Kilometer zu Fuß zum
Wertstoffhof laufen müssen, dann fangen diese an –kreativ– zu
entsorgen. Ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert der
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Wertstoffhöfe sollten
samstags und unter der Woche mindestens einmal ab acht Uhr und an
einem weiteren Tag bis achtzehn Uhr abends geöffnet haben.

Zur Orientierung, welcher Abfall wohin gehört, sind Lagepläne im
Eingangsbereich und eine eindeutige Kennzeichnung von Sammelbehältern
notwendig. „Was sich wie eine Selbstverständlichkeit anhört, ist
keine. Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Wertstoffhöfe fehlten
ein Lageplan im Eingangsbereich oder Hinweisschilder an
Sammelbehältern. Insbesondere die Kennzeichnung von
Schadstoffannahmestellen oder einem Wiederverwendungsbereich sind
sehr verbesserungswürdig“, sagt der DUH-Leiter für
Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Die Überprüfung der DUH ergab, dass schadstoffhaltige
Bauschaumdosen im Sperrmüll entsorgt wurden. „Für die Entsorgung
schadstoffhaltiger Abfälle gelten besondere Vorgaben wie die Annahme
durch geschulte Personen, eine strikte Getrennthaltungspflicht sowie
eine sichere Lagerung. Trotzdem wurden schadstoffhaltige
Bauschaumdosen vom Personal falsch im Sperrmüll entsorgt. Das darf
nicht passieren und muss durch ein entsprechendes Qualitätsmanagement
ausgeschlossen werden“, fordert Fischer.

Auch wird noch immer viel zu wenig Wert auf die konsequente
Umsetzung der fünfstufigen Abfallhierarchie gelegt. An erster Stelle
steht die Abfallvermeidung, gefolgt von der Wiederverwendung. „Durch
abfallberatende Tätigkeiten können Bürger über Strategien und
Maßnahmen zur Abfallvermeidung informiert und im
Wiederverwendungsbereich durch das Angebot gebrauchter Geräte zur
erneuten Nutzung funktionstüchtiger Produkte angeregt werden. Eine
Tauschbörse oder einen Wiederverwendungsbereich gab es jedoch nur bei
rund dreißig Prozent der von der DUH untersuchten Wertstoffhöfe.
Abfallberatende Tätigkeiten fanden praktisch nicht statt. Hier
besteht noch ganz viel Luft nach oben“, sagt Resch.

Für wegweisend hält die DUH das neu entwickelte RAL-Gütezeichen
950, das in erster Linie die Qualität von Rücknahmezentren für
Altprodukte und Wertstoffe auszeichnet. Mit dem Gütezeichen sollen
durch Bürgernähe und eine saubere Abwicklung, die spiegelbildlich dem
Verkauf von Neuprodukten angelegt ist, neue Impulse in den wichtigen
Bereich der kommunalen Rückführung von Ressourcen gebracht werden.
Neben einer besonders bürgerfreundlichen Erfassung von Altprodukten,
spielt auch die Abfallvermeidungsberatung eine zentrale Rolle.

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer@duh.de

DUH-Pressestelle:

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